Bericht des Kreisjägermeisters zum Jagdjahr 2011/2012

Sehr geehrte Jägerinnen und Jäger,

das Jagdjahr 2011/2012 hat wie in den Vorjahren gezeigt, dass beim Schalenwild hohe Jagdbestände vorhanden sind. Die Wildbestände haben sich gegenüber den Vorjahren nicht verringert. Die durch den Jagdbeirat erhöhten Abschusszahlen sind von den Hegegemeinschaften und Jagdausübungsberechtigten beim Rotwild und in Einzelbereichen beim Dammwild umgesetzt worden. Lediglich im Bereich des Barnbruchs sind die Bestände in den vergangenen Jahren auf ein natürliches Maß zurückgenommen worden. Dies bedeutet, dass die Dammwildstrecke sich gegenüber den Vorjahren verringert hat.

Beim Schwarzwild sind die Abschusszahlen ebenfalls zurückgegangen. Das Schwarzwild ist im vergangenen Jagdjahr sehr unterschiedlich vorgekommen. In einigen Bereichen hat es höhere Abschusszahlen gegeben, in anderen Bereichen hat sich das Schwarzwild in geringerer Anzahl gezeigt. Obwohl intensiv gejagt, hat sich die Schwarzwildstrecke um ca. 20 bis 25 % auf Landkreisebene gegenüber dem Vorjahr verringert. Gemessen an den Zielzahlen einer Wilddichte nach dem Frühjahrsbestand liegen die Schalenwildbestände im Landkreis Gifhorn immer noch zu hoch. In Teilen des Landkreises Gifhorn hat sich der Rotwildbestand erhöht. Hier wurden die Abschusszahlen angepasst. Andere Bereiche zeigen geringere Wildbestände beim Rotwild, was in den Abschusszahlen ebenfalls zu einem verringerten Abschuss geführt hat.

Dies hat im Jagdjahr 2011 zu einer Allgemeinverfügung geführt. Für die Wildart Rotwild und für Teile des Landkreises Gifhorn beim Damwild wurde das Nachtjagdverbot für Kälber und weibliches Wild aufgehoben. Intensive Beratungen mit dem Jagdbeirat und den Vorständen der Hegegemeinschaften sind dieser Entscheidung vorausgegangen. Bei diesen Überlegungen wurde auch in Erwägung gezogen, die Jagdzeit für Rotkahlwild in betroffenen Bereichen auf den 1. August vorzuziehen. Diese Maßnahme hatte bisher keinen Erfolg. Insgesamt ist festzuhalten, dass beim Rotwild die Abschusszahlen das Niveau des Vorjahres erreichen. Erfreulicherweise ist festzustellen, dass insbesondere die Anzahl der vorgezeigten alten Hirsche gestiegen ist. Dies zeigt auch, dass das Rotwild im Landkreis Gifhorn gute Lebensbedingungen hat, wodurch sich insgesamt ein gesunder Wildbestand eingestellt hat.

Das Abschussergebnis von über 500 Stück Rotwild im Jagdjahr 2011/2012 zeigt aber, dass die Rotwildbestände auf sehr hohem Niveau vorhanden sind. Die Jäger sind aufgefordert, die auftretenden Wildschäden zu minimieren und in den Bereichen, wo das Rotwild zu massiv auftritt, intensiv auf Rotwild zu jagen. In diesem Zusammenhang darf ich den Hegegemeinschaften für die geleistete Arbeit danken. Die Darstellung der Rotwildtrophäen auf der erstmalig in Wesendorf durchgeführten Jahreshauptversammlung der Jägerschaft hat einen guten Überblick der Hegemaßnahmen und der jagdlichen Anstrengungen dieser Wildart gezeigt.

In Bezug auf das Rotwild ist ferner zu erwähnen, dass die Jägerschaft im Zuge der Planung der A 39 Wildquerungshilfen gefordert hat. In Verbindung mit dem damaligen Institut für Wildtierforschung wurden prädestinierte Wanderbewegungen des Rotwildes ermittelt und Querungshilfen festgelegt. Es liegt jetzt daran darauf zu achten, dass diese umgesetzt werden.

Beim Damwild gibt es unterschiedliche Bereiche im Landkreis Gifhorn. Während im nördlichen Bereich die Wildbestände beim Damwild, insbesondere im Raum Wahrenholz, nach wie vor sehr hoch sind, hat sich im Barnbruch durch die Anstrengungen der letzten Jahre ein natürlicher für die Forst- und Landwirtschaft vertretbarer Wildbestand eingestellt. Im Bereich Wahrenholz machen mir die hohen Fallwildzahlen, insbesondere bei stärkeren Hirschen, Kopfzerbrechen. Hier müssen Anstrengungen erfolgen, die Ursache zu finden. Ich denke, dass die Jäger aufgefordert sind, die Wildbestände soweit zu reduzieren, dass der Druck in der Brunft aus den Wildbeständen herausgenommen wird.

Beim Schwarzwild zeigen sich starke Unterschiede. Es gibt im Landkreis Gifhorn Bereiche, da werden drastische Rückgangszahlen beim Schwarzwild gemeldet. Gerade beim Schwarzwild zeigt sich, dass es Verlagerungen der Einstände gibt. Die guten landwirtschaftlichen Bestände, bewirkt durch den Anbau von Raps und Mais zeigen, dass das Schwarzwild – insbesondere im Sommerhalbjahr – überwiegend in landwirtschaftlichen Flächen zu finden ist. Der Rückzug in die Waldungen bedeutet, dass die frühen Drückjagden von geringem Erfolg der Abschusszahlen gekennzeichnet sind. Das Wild hat sich erst später in den Waldungen eingestellt, so dass die Jagd im Jahreszeitraum später ausgeführt werden musste. In einzelnen Bereichen des Landkreises sollte das Schwarzwild nach wie vor intensiv bejagt werden, um Schäden – insbesondere in der Landwirtschaft – zu verhindern.

Der Rückgang der Abschusszahlen im Jagdjahr 2011/2012 zum Vorjahr ist aus meiner Sicht nicht beängstigend, denn die augenblicklich mitgeteilten Frischlingszahlen zeigen, dass die Bestände beim Schwarzwild wieder anwachsen. Dies ist nicht nur regional unterschiedlich, sondern insgesamt sind hohe Frischlingszahlen gemeldet, welche aufgrund der günstigen Frühjahrswitterung zurückzuführen sind.

Von besonderer Bedeutung bei der Bewirtschaftung von Schalenwild ist die Mitteilung des erlegten Wildes. Die Hegegemeinschaften haben sich den Aufgaben der Schalenwildbewirtschaftung verschrieben. Sie können nur dann ordnungsgemäß arbeiten, wenn ihnen Abschusszahlen strukturiert nach Wild unverzüglich gemeldet werden.

Im Jahr 2011 wurde im Zuge der Kommunalwahlen der Jagdbeirat neu zusammengesetzt. Verdiente Mitarbeiter des Jagdbeirates, im Besonderen aber auch sind besondere Vertreter des Kreisjägermeisters durch junge dynamische Jäger ersetzt worden. Ich darf mich in diesem Sinne ausdrücklich bei Herrn Jürgen Laue als besonderen Vertreter, Robert Köhler sowie Herrn Riekmann für die Arbeit im Jagdbeirat bedanken. Für die Herren sind Herr Dr. Olfe, Herr Riedel und als besonderer Vertreter Herr Cordes nachgerückt. Die Neubesetzungen des Jagdbeirates haben bereits ihre jagdlichen Qualifikationen gezeigt und die Abschusszahlen im Jahre 2012 intensiv beraten und beschlossen. Der Jagdbeirat hat eine Bereisung des südöstlichen Bereiches vorgenommen. Hier wurde von den Jagdausübungsberechtigten eindrucksvoll gezeigt, dass Flächen des Naturschutzes aufgrund der vorhandenen Ruhe durch Schalenwild besiedelt werden. Die Rotwildbestände in diesen Bereichen haben sich wesentlich erhöht.

Beim Rehwild ist darauf hinzuweisen, dass die Unfallzahlen im Landkreis Gifhorn nach wie vor sehr hoch sind. Jagdausübungsberechtigte teilen Zahlen bis zu 25 % der Rehwildstrecke mit. Hervorzuheben sind Bemühungen der Hegeringe, die über blaue Reflektoren an den Straßenleitpfosten die Unfallzahlen minimieren. Auswertungen dieser Hilfsmittel fehlen noch. In einigen Bereichen wird von positiven Auswirkungen gesprochen. Berichtet wird aber auch, dass sich ein Gewöhnungsprozess einstellt. Genaue Zahlen können hier noch nicht benannt werden, folgen aber in den nächsten Jahren.

Beim Niederwild ist ein stetiger Rückgang zu verzeichnen. Beim Fuchs hat insbesondere die Räude Auswirkungen gezeigt. So ist die Fuchsstrecke um rd. 25 % gegenüber den Vorjahren zurückgegangen ist. Anhand der Wildarten Waschbären und Marderhund ist erkennbar, dass sie sich in den Jagdbezirken des Landkreises Gifhorn ausbreiten. Die Stückzahlen steigen. Erkennbar ist ganz deutlich, dass Fallenjagd im Landkreis Gifhorn nicht mehr stattfindet.

Anzumerken ist ferner, dass im Jagdjahr 2011/2012 fünfundzwanzig Jungjäger von der Jägerschaft ausgebildet und der Jagdbehörde geprüft worden sind. Mit Datum vom 1. Juli 2012 haben wir eine neue Prüfungsordnung. Der zurzeit laufende Kompaktkurs wird bereits nach dieser Prüfungsverordnung geprüft. Neu hinzugekommen ist die Prüfung beim Schießen auf den laufenden Keiler und die Möglichkeit Prüfungselemente zu wiederholen. Das Schießen auf den Kipphasen ist nur noch mit Auflagen erlaubt. Die Jägerprüfung wird sich aber nicht wesentlich verändern. Die Prüfungskommission des Landkreises Gifhorn wird die neue Prüfungsverordnung umsetzen.

Anmerken möchte ich, dass im Landkreis Gifhorn zu viele Jagdvergehen stattfinden. Es ist nicht allein das Füttern von Wild, es ist auch die unsachgemäße Klärung von Anschüssen. Die hohe Anzahl von gefundenen Hirschen mit Verletzungen, die eindeutig als Schussverletzungen erkannt werden, bereitet mir große Sorge.

Hieraus erlaube ich mir die Bitte, dass Jagdausübungsberechtigte mehr miteinander als übereinander reden, dass sie sich über erlegte Hirsche freuen als neiden und ich denke, dass damit die waidgerechte Jagd weiterhin Freude machen soll.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für das kommende Jagdjahr einen guten Anblick, Gesundheit und ein kräftiges Waidmannsheil

 

Jürgen-Hinrich Kohrs

Kreisjägermeister

Zusammenschluß der Jägerschaften Gifhorn Nord und Gifhorn Süd

Liebe Jägerinnen und Jäger,

ein Thema hat uns im vergangenen Jahr besonders interessiert: Der Zusammenschluss der beiden Gifhorner Jägerschaften. Nun ist es schon wieder ein Jahr her, dass wir uns zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Gifhorn trafen, um eben über diese Fusion abzustimmen. Die Stadthalle in der Kreisstadt Gifhorn war gut besucht, auch wenn einige wenige Plätze frei blieben. Das Ergebnis der Abstimmung war für die beiden Vorstände eine Bestätigung im Sinne ihrer Mitglieder gehandelt zu haben. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ausdrücklich für die Disziplin aller bedanken, die an diesem Abend anwesend waren. Seither wird auch in anderen Landkreisen Niedersachsens über eine Zusammenlegung von Jägerschaften diskutiert.

Auf den sich im Winter anschließenden Hegeringversammlungen war eine deutliche Erleichterung über die geglückte Verschmelzung spürbar. Auch einige Skeptiker signalisierten nachträglich ihre Zustimmung. Der aus beiden ehemaligen Jägerschaften zusammengesetzte Vorstand wird versuchen, die noch verbliebenen Kritiker umzustimmen. Dieser Aufgabe wollen wir uns stellen. Als formeller „Geburtstag “ der neuen Jägerschaft Gifhorn gilt der 01.Januar 2012.

Was hat sich seither im Landkreis Gifhorn auf jagdverbandlichem Gebiet verändert?

Unsere Jägerschaft ist in der glücklichen Lage, über eine Vielzahl von Bläsergruppen zu verfügen. Teilweise sind sie in den Hegeringen organisiert, teilweise auch hegeringübergreifend oder auf Kreisebene. Stets verleihen die Klänge der Jagdhörner den vielen fröhlichen Veranstaltungen aber auch den traurigen Anlässen einen würdigen Rahmen. Durch die nach der Fusion neugegründete Parforcehorngruppe mit Bläserinnen und Bläsern aus allen Teilen des Landkreises wird sich das jagdmusikalische Angebot weiter vergrößern.

Wenn auch auf der Schießanlage in Westerbeck alles wie in den Jahren zuvor verläuft, bei den Jagdschützen hat sich etwas verändert. Erstmalig traten nämlich Schützen aus beiden ehemaligen Jägerschaften auf Bezirks- und Landesebene in einer Mannschaft an, um sich im Wettkampf mit den anderen Jägerschaften zu messen.

Dem Ziel, nicht nur auf dem Papier der Verschmelzungsurkunde, sondern auch im jagdverbandlichen Alltag zusammenzuwachsen, sind wir schon ein großes Stück nähergekommen. Ich bedanke mich bei den Kollegen aus dem Vorstand, bei den Mitgliedern des erweiterten Vorstandes und bei allen Mitgliedern, die dabei mitgeholfen haben und verbleibe mit einem kräftigen Waidmannsheil

 

 

Ernst-Dieter Meinecke

Wichtig zu wissen: Entsorgung von Unfallwild und Aufbrüchen

Aufgrund seuchenrechtlicher Bestimmungen sind die Jäger verpflichtet sogenannte „Tierische Nebenprodukte“ (Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz (TierNebG)) unschädlich zu beseitigen.

Der Landkreis stellt hierfür auf den Betriebsgeländen der Kläranlagen Hankensbüttel und Sassenburg /Westerbeck spezielle Kadavertonnen zur Verfügung.

Als Entgegenkommen für die oftmals zeit- und arbeitsintensive Beseitigung von Unfallwild gestattet der Landkreis den Jägern Aufbrüche und Abfälle aus der Wildbretverarbeitung dort ebenfalls kostenlos zu entsorgen.

Damit dieser kostenlose Service erhalten bleiben kann, bitten wir Folgendes zu beachten:

 

  1. Die Schlüssel für das Betriebsgelände befinden sich bei den für Sie zuständigen Hegeringleitern.
  2. Es ist maximale Hygiene zu halten! Abfälle dürfen keinesfalls in Tüten vor dem Tor abgestellt werden!!!
  3. Die Tonnen stehen ausschließlich für Jagdabfälle bereit. Nebenprodukte von Hausschlachtungen oder ganze Haustierkadaver gehören definitiv nicht dazu!!

Jagdliches aus dem Landkreis Gifhorn

Der Landkreis Gifhorn weist bei einer Gesamtfläche von 156.251 ha eine bejagbare Fläche von 146.646 ha aus und hat damit die typische Struktur eines ländlichen Raumes. Die Jagdbehörde ist für alle Aufgaben zuständig, die sich aus dem Bunde- bzw. dem Nds. Jagdgesetz ergeben.

Die Zahl der aktiven Jäger (=Inhaber eines gültigen Jagdscheines) beträgt 1835. Damit beträgt der Anteil der aktiven Jäger an der Gesamteinwohnerzahl im Landkreis ca. 1,1 % (Bundesdurchschnitt: 0,4 %).

Wildbestandsbericht aus dem Landkreis Gifhorn

Im Bereich des Landkreises Gifhorn kommen fast alle in Niedersachsen lebenden Wildarten vor:

Rotwild auf ca. 60 % der Fläche des Landkreises, davon auf 19 % als Standwild.
Große Einstandsgebiete liegen im nordwestlichen Teil. Kleinere Populationen leben im Ringelah, in der Bickelsteiner Heide und im Drömling.

Damwild auf ca. 25 % der Fläche des Landkreises. Große Einstandsgebiete liegen im Barnbruch und nördlich des Großen Moores.

Muffelwild kommt nur als seltenes Wechselwild im äußersten Norden vor.

Schwarzwild kommt in fast allen Revieren vor. Nach der letzten Wildschweinepest (1998-2002) konnte der Bestand durch intensive, revierübergreifende Jagden wirksam reduziert werden. Die Jahresstrecken gegenüber 1997 wurden um bis zu 71 % gesteigert (2002 – 3858 Stück). Durch nachhaltige Jagd müssen die aktuellen Bestände dauerhaft reguliert werden.

Rehwild : kommt in allen Revieren vor

Niederwild : Aufgrund des hohen Waldanteils im nördlichen Kreisgebiet findet die Niederwildjagd weitgehend in den südlich gelegenen Gebieten statt. Hier gibt es örtlich noch gute Hasen, Fasanen und Rebhuhnbesätze; besonders in der Nähe zum Peiner Raum. Die Fuchspopulation ist, wie in anderen Teilen Niedersachsens auch, sehr hoch. Ursachen für den Rückgang der Niederwildjagd ist der Beutedruck der Prädatoren und die moderne Landbewirtschaftung in großen Wirtschaftseinheiten. Die geplanten Energieanlagen mit ldw. Erzeugnissen und der Vormarsch des Marderhundes werden diesen Druck noch verstärken. Kaninchen kommen aufgrund vielfältiger Ursachen nur in wenigen Bereichen vor; insbesondere hat die Myxomathose im Jahr 2001 die Population dezimiert. Der Besatz an Enten und Tauben ist gut. Die Grauganspopulation nimmt trotz jagdlicher Gegenmaßnahmen stetig zu. Hierdurch kommt es örtlich zu erheblichen landwirtschaftlichen Schäden.

Auf einer jährlich stattfindenden Hegeschau wird ein Querschnitt sämtlicher Trophäen gezeigt.

 

Quelle : Kohrs / Deeken/ LK Gifhorn

(Text:Dr. A. Deeken)

Jägerprüfung Kompaktkurs 2012

Frau Silke Schaper, Päse

Frau Tamara Müller, Isenbüttel

Herr Michael Krötzsch, Wilsche

Herr Steffen Meyer, Ahnsbeck

Herr Hilmar Götze, Dedelstorf

Herr Gerhard Böker, Hildesheim

 

haben am 14.07.2012 im Landkreis Gifhorn Ihre Jägerprüfung abgelegt und bestanden !

Der KJM bescheinigte allen Teilnehmern sehr gute theoretische und praktische Kenntnisse !

Die Hochwild Hegegemeinschaft Ringelah-Müsse stellt sich vor:

Das Rotwild zieht schon seit Jahrhunderten seine Fährten durch das Gebiet der heutigen Hegegemeinschaft. Schon unsere Vorfahren konnten hier manch starken Hirsch erlegen. Auch das Kahlwild als Zuwachsträger fand die ihm zustehende Aufmerksamkeit, die zu einem gesunden Aufbau dieser Wildart erforderlich ist.

Da jedoch jeder Revierinhaber nur seinen eigenen Bestand betrachtete, konnte so natürlich von einer modernen Bewirtschaftung noch nicht die Rede sein. Das Rotwild wandert, ganz besonders zur Brunft. So hatten viele Jäger fälschlicherweise den Eindruck, dass in ihren Revieren Rotwild zu jeder Jahreszeit vorkam und natürlich auch erlegt werden konnte. Wie wir heute wissen, bedeutete diese Einschätzung fast den Untergang der Rotwildpopulation im heutigen Gebiet der Hegegemeinschaft.

Der Geduld und des unermüdlichen Einsatzes ihres Vorsitzenden Jürgen Laue sen. ist es zu verdanken, dass heute wieder ein gesunder Bestand vorhanden ist. Nach vielen Gesprächen – „steter Tropfen höhlt den Stein“ – kam es im Oktober 1999 dann zur Gründung der HHG Ringelah-Müsse.

Diesen Kampf hat Jürgen Laue jedoch nicht alleine führen müssen. Ihm zur Seite standen stets unser damaliger KJM Walter Schulz und der ehemalige Leiter des FA Fallersleben Jürgen Schröder. Auch im Landwirtschaftsministerium stieß man auf Wohlwollen und so erteilte die Landesbehörde die erforderliche Genehmigung zur Gründung der Hochwild-Hegegemeinschaft.

Im Jahr der Gründung – also 1999 – gehörten 56 Reviere aus den Hegeringen Gr. Oesingen, Gifhorn, Meinersen, Hohne und Flotwedel zur HHG. Da Hohne und Flotwedel im Landkreis Celle liegen und dort andere Bejagungsrichtlinien als im LK Gifhorn vorlagen, mussten auch diese  „angepasst“ werden. Die Gesamtfläche umfasste damals ca. 20.000 ha, wovon ca. 7.500 ha im LK Celle liegen.

Nachdem die Skeptiker unter den Revierinhabern gemerkt hatten, dass die Hegegemeinschaft eine „gute Sache“ ist, schlossen sich immer mehr Reviere der HHG an, sodass heute insgesamt 104 Reviere aus 9 Hegeringen auf einer Gesamtfläche von rd. 30.200 ha zusammen das Rotwild bewirtschaften.

Waren es anfangs „nur“ 18 Stück Rotwild, davon 8 Hirsche, die freigegeben und auch erlegt wurden, so können heute bereits 137 Stücke, davon 62 Hirsche freigegeben werden.

Seit der Gründung wurden bereits 34 Hirsche der Klasse I, 21 Hirsche der Klasse II, 167 Hirsche der Klasse III, 178 Hirschkälber sowie 503 Stück Kahlwild erlegt.

Nach Auflösung parallel bestehender Schwarzwildringe findet diese Wildart seit dem Jahre 2004 auch in der HHG Ringelah-Müsse besondere Beachtung. Neben der reinen Stückzahlerfassung besteht Vorzeigepflicht, sodass auch hier eine genaue Aussage über die Altersklassen innerhalb der Schwarzwildstrecke möglich ist.

Seit 2004 wurden insgesamt 4.627 Stück Schwarzwild erlegt. Hierin enthalten sind 124 Keiler der Klasse I + II.

Die Mitglieder der Hegegemeinschaft haben sich mit Anerkennung der Satzung zu einer verantwortungsvollen Bejagung beider Wildarten verpflichtet.

Hoffentlich kann dieses Ziel, auch wenn es Veränderungen in der Politik geben sollte, noch lange so weiter verfolgt werden.

(Text: Erika Bertram)

Der Hegering Sprakensehl stellt sich vor

Hegeringleiter

Eike Michels

Hagener Dorfstraße 5
29365 Sprakensehl

Tel.: 05837-1347

Weitere Vorstandsmitglieder:

  • Hartmut Niebuhr, Sprakensehl (stellvertretener Hegeringleiter)
  • Michael Müller, Sprakensehr (Schriftführer)
  • Ines Damerau, Bokel (Kassenwart)
  • Dennis Becker, Sprakensehl (Hundeobmann)
  • Christian Holweg, Sprakensehr (Schießwart)
  • Peter David, Sprakensehl (Öffentlichkeitsarbeit & Naturschutz)

Der Hegering Sprakensehl ist der nördlichste Hegering des Landkreises Gifhorn und umfasst rund 5600 ha Fläche, wovon etwa 3200 ha Waldfläche sind ( = 57%). Diese Fläche teilt sich auf in 31 Reviere, was wiederum eine durchschnittliche Reviergröße von ca. 180 ha entspricht.

Zahl der Mitglieder und Förderer: 105 Personen

Schwerpunkt der Bejagung (im Sinne einiger Revierinhaber), sowie die Wertbemessung der Reviere bildet überwiegend das Rotwild.

Bedeutsam dafür sind allerdings auch die an den Hegering angrenzenden großen Waldgebiete. Diese erstrecken sich von den Niedersächsischen Landesforsten in die Landkreise Uelzen und Celle und ziehen sich fort bis in die Raubkammer in den Soltauer Raum.

Zu 100% der Reviere wird das Rotwild in der Rotwildhegegemeinschaft Sprakensehl bewirtschaftet, welche insgesamt 3,5 Hegeringe + Landesforsten beinhaltet und damit den Grundstein für eine gute Organisation legt.

Man kann anhand der letzten Jahre von einer Strecke von 50 Stück Rotwild/Jahr innerhalb des Hegeringes Sprakensehl ausgehen. Durch die inzwischen sehr stabilen Rotwildbestände ist hierbei allerdings von einer steigenden Streckentendenz in den nächsten Jahren auszugehen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schwarzwildbejagung bzw. -problematik. Seit Jahren droht uns dieselbe Gefahr: die Schweinepest. Nicht zu vergessen sind auch die Schäden auf Acker- und Grünlandflächen.

Mit Hochdruck wurde und wird immer wieder auf eine starke Schwarzwildbejagung hingewiesen. Doch eine langsame Voranschreitung gut organisierter Drückjagden, sowie angagiertes Jagen vom Ansitz aus, ließen in der kürzeren Vergangenheit keine massiven Sauenbestände entstehen.

Gab es in den 90er Jahren mal eine Rekordstrecke von über 300 Sauen, so sind es in den letzten 5 Jahren trotz scharfer Bejagung nur 150 Sauen im Durchschnitt geworden (2008/09 aber über 200). Hier darf man die Statistik natürlich nicht überbewerten, zumal das Risiko einer Überpopulation (= u.a. eine Seuchengefahr) gerade bei den rasch reproduzierenden Sauen immer gegeben ist.
Die Rehwildstrecke steigt langsam laufend an; waren es vor 10 Jahren rund 100 gestreckte Rehe im Jahr, so sind es inzwischen gut 150 erlegte Rehe/Jahr. Die nachhaltige Bewirtschaftung dieser Wildart lässt auch in Zukunft noch höhere Jahresstrecken erwarten.


Damwild
spielt mit vielleicht 5 erlegten Stücken innerhalb der letzten 10 Jahre keine Rolle.

Schalenwild und ihre Stärken:

Wenn der Rothirsch die 200 Punkte erreicht, gehört er sicherlich zur Spitzenklasse unseres Hegeringes. Es gab allerdings auch bereits Hirsche, die die 200 Punkte-Marke überschreiten konnten.
Einen 5jährigen oder älteren Keiler zu erlegen ist auch im Sprakensehler Raum die Ausnahme. Es wurden aber schon Hauptschweine mit bis zu 150kg aufgebrochen bzw. Keiler mit über 120 Punkten (Goldmedallie) erlegt.
Böcke mit einem Gehörngewicht von 300g gelten hier als extrem selten, aber nicht als unmöglich.

Niederwild:

Leider wird dem Niederwild anhand des Schwergewichtes Schalenwild keine große Bedeutung und Beachtung eingeräumt. Zu gravierend wären wohl die zusätzlichen Störungen insbesondere beim Rotwild.

Das Jagen ohne große Störungen wie z.B. Fallenjagd kostet wiederum Zeit oder ist anhand der steigenden Tendenz von auswärtigen Jäger und Revierinhabern (von 31 Revieren sind nur noch 10 in „einheimischer Hand“) nicht realisierbar.

Dabei ist die Wichtigkeit des Niederwildes gerade für die Politik und Öffentlichkeit noch nicht erkannt worden. Der Hegering besitzt immerhin über 40% Feldfläche und damit auch Potenzial für einen Niederwildbestand. Es gäbe durchaus die Möglichkeit den Hegering Sprakensehl in 4 Feldsektoren einzuteilen. Diese 4 Zonen sind jeweils durch Wälder und Dörfer getrennt und bilden eigentlich jeweils ein eigenes Niederwildvorkommen mit dem entsprechenden, möglichen Niederwild/-management.

Die Erfahrung aus dem Jagdjahr 05/06 zeigte, dass bei einer scharfen Bejagung z.B. im Raubwildbereich eine Strecke von über 40 Raubwildkreaturen in nur einem Sektor absolut realistisch sind. Bei konsequenter Bejagung sollte auch in absehbarer Zeit eine Streckensteigerung wie z.B.beim Hase zu möglich sein.
Die Praxis sieht allerdings so aus, dass im gesamten Hegering keine 10 Hasen/Jahr zur Strecke kommen, wovon etwa 70% dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Dem gegenüber stehen ca. 65 erlegte Füchse/Jahr. Sonstige Raubwildbejagung gilt als bedeutungslos.

Kaninchen tauchten seit langem mal wieder auf der Abschußliste auf und wer Rebhühner zu sehen bekommt kann sich als glücklich schätzen.

Wer Wasser im Revier hat bejagt auch Enten (Jahresstrecke rund 30 Enten/Jahr) und wer sich um den Abschuß von Ringeltauben kümmern würde, hätte sicherlich eine hohe Taubenstrecke in Aussicht (im Jahr 05/06 wurden 147 Tauben erlegt, sonst liegt Schnitt nur bei 60 Tauben/Jahr).

Um die Jagd auf Ringeltauben und auch Krähen und Elstern (bedauerliche Durchschnittsjahresstrecke von nur 20 Krähen/Elstern im Jahr) zu forcieren ruft der Hegering Sprakensehl (bereits seit 10Jahren) zu einen Taubentag auf. Dieser findet im Februar statt, also außerhalb der „großen“Jagdzeit und soll alle Reviere aufrufen sich daran zu beteiligen. Gejagt wird einen Vormittag lang und endet mit gemütlichem Ausklang.
Bemerkenswert ist, dass im gesamten Hegering noch kein Waschbär oder Marderhund gestreckt wurde. Dies passt aber in das Bild der passiven Niederwildbejagung.

Fazit der jagdlichen Struktur im Hegering Sprakensehl:

Das Schalenwild wird weitgehend anständig und effektiv bejagt.

Im Bereich des Niederwildes fehlen insgesamt gesehen die Impulse einer nachhaltigen und freudigen Bejagung. Oder besser: anhand des Schalenwildschwerpunktes fehlen schlichtweg Jäger, die sich mit dem Niederwild beschäftigen. Dabei würden schon einige wenige ausreichen, die relativ störungsfrei in den einzelnen Feldsektoren effektiv jagen könnten.Zusätzlich fehlen Jäger oder Naturfreunde, die ein vom Hegering angesprochenes Rebhuhnprojekt mit gestalten würden.
Das Thema Fallwild, insbeondere auf Straßen verunfalltes Wild, ist zwar vorhanden (etwa 10% der Gesamtstrecke), aber glücklicher Weise als nicht so extrem anzusehen.

Weiteres vom Hegering:

Um vom Hegering aus der Niederwildbejagung Nachdruck zu verleihen wurde im Laufe der Jahre hilfreiches Werkzeug zum ausleihen angeschafft. Dazu gehören u.a. Eberswalder Jungfuchsfallen, ein Hüttenuhu und ein KK-Gewehr.

Außerdem wurde zu Fallenlehrgängen die finanzielle Unterstützung angeboten.
Ganz aktuell, aber auch nach langer Tüftelei, ist eine Art Hundeversicherung entstanden, die Hundeführer bei verunfallten Hunden finanziell helfen soll.
Bis vor kurzem wurde einmal jährlich eine Tagesfahrt mit dem Hegering angeboten. Aus mangelndem Interesse wurde diese Aktivität auf Eis gelegt.

Ähnlich zu sehen ist die Motivation zu einer jährlichen Revierinhaberversammlung, die wohl nun nur noch alle 3 Jahre stattfinden wird.
Als fester Bestandteil sind die Waldjugendspiele mit der Grundschule Sprakensehl zu sehen. Einmal jährlich wird vom Hegering ein Tag im Wald organisiert um den Kinder vieles rund um den Wald zu zeigen, zu erklären oder spielerisch nahe zu bringen.
Im Moment sieht es so aus, dass im Bereich des jagdlichen Schießens die beste Zeit des Hegeringes gewesen ist. Es konnte durchaus in der Vergangenheit der eine oder andere Siegerpokal bei Meisterschaften errungen werden, auch als Siegermannschaft im Hegeringvergleichschießen. Durch die Schließung des Weddersehler Schießstandes hat sich in den hiesigen Reihen noch keine Ordnung gefunden, die auf einen geregelten Schießbetrieb in Westerbeck hinleiten lässt.

Zwar wurde jährlich ein hegeringinterner Schießtag angeboten, aber die Teilnahme erwieß sich immer als äußerst gering.

Zukünftige Themen innerhalb des Hegeringes werden wahrscheinlich sein:

  • Rehwildhegegemeinschaft ja/nein
  • im Auge bleibt weiterhin das Niederwild und deren Möglichkeiten
  • „Neubürger“ in unseren Revieren, wie z.B. Wolf, Marderhund
  • Unterstützung /Organisation (z.B. Hunde) von revierübergreifende Jagden
  • A39 und deren Zubringer
  • mit der Zeit gehen! Das soll heißen; Klimaänderung, Gesetze, Störungen in den Revieren, Änderung der Strukturen, wie z.B. Altersklassen im Hegering und revierbedingte Veränderungen

Waidmannsheil
Eike Michels (Hagen, Hegeringleiter)

Jägerprüfung am 21. April 2012 – Der Tag, der im Gedächtnis bleibt!

Es gibt sie, diese Tage, die im Gedächtnis bleiben: Weihnachten ist immer am 25.12., Sylvester immer am 31.12. Der eigene Geburtstag geht einem auch nicht so schnell aus dem Kopf, und die „Geburt“ als lizensierter Jäger auch nicht – mir jedenfalls nicht.

Am 21.04.2012 fand die Revierprüfung (die mündlich/praktische Jägerprüfung) im Ringelaher Forst statt. Vorausgegangen waren die Schießprüfung (Skeet oder Trap) und die schriftliche Prüfung. Ja, da standen wir nun, wir 25 Jungjäger des Jahrgangs 2011/2012. Insgesamt 15 Prüfer hatten morgens ab acht Uhr die Ehre und Freude, uns 25 Anwärter auf Herz, Nieren und Angstschweiß zu prüfen.

Es fing damit an, die wichtigsten drei Jagdsignale aus insgesamt 5 Jagdsignalen zu bestimmen. Karsten Lacue, unser Ausbildungsleiter, war aufgeregter als wir 25 zusammen. Alles ging glatt, schließlich hatte Karsten uns das immer wieder ins Gehirn geblasen, so dass ein Versagen eigentlich unmöglich war.

Die Wildtierkunde hatte es ebenfalls in sich. Altersbestimmung beim Schwarzwild anhand des Unterkiefers. So was macht man ja nicht alle Tage. Welcher Greifvogel grünt seinen Horst aus? Hmmm, das war doch der Habicht, oder doch nicht? Ich sollte öfter mal auf Bäume klettern und einfach neugierig sein.

Manch ein fragender und erstaunter Blick eines Prüfers hat uns dann doch mal zur Korrektur der einen oder anderen vorschnellen Antwort gebracht. Jagdrecht (wie setzt sich der Jagdbeirat zusammen?), Hundewesen (der Kurzhaar-Weimaraner mit seinen typischen Eigenschaften und Gebrauchsmöglichkeiten war zu bestimmen), Jagdbrauchtum (wie lege ich den Inbesitznahmebruch?) – es gab wahnsinnig viel zu wissen. Nicht umsonst spricht man vom grünen Abitur. Aber eine fundierte praktische und theoretische Ausbildung, ein an den Ausbildungsinhalten orientierter Fragenkatalog einer fairen Prüfungskommission ließen uns alle am Ende des Tages jubeln: bestanden! Die anschließende Feier an der Schießanlage Westerbeck hatten wir uns alle verdient. Als Dankeschön hinterließen wir 25 Jungjäger ein gewichtiges Geschenk (siehe Foto). Die Ausbildung dauerte insgesamt 9 Monate. Abends zweimal pro Woche und ein- bis zweimal an den Wochenenden waren wir in unserer „zweiten Heimat“, dem Ausbildungsraum der Schießanlage Westerbeck bzw. in diversen Revieren, um die Grundlagen der Jagd zu erlernen. Grundlagen? Ja, denn das Wissen und Können, die Fähigkeiten und Fertigkeiten werden erst in den vielen noch kommenden Jahren des Jägerlebens erlernt und im Auftrag der Hege und Pflege umgesetzt.

Dank an alle, die uns dorthin gebracht haben, wo wir jetzt stehen, nämlich an den Anfang des aufregenden und verantwortungsvollen Wegs eines Jägers.
Karsten gab uns noch ein paar Worte mit auf diesen Weg:

Nicht wo du jagst, ob Feld, Wald oder Au,

nicht was du jagst, ob Has‘, Hirsch oder Sau

nicht wer du bist, Fürst, Herr oder Knecht,

nur wie du’s jagst, macht waidgerecht!

 

Dem ist nichts hinzuzufügen!

(Robert P. Schulte, Lehrgangssprecher des Jungjägerkurses 2011/2012)

Der Wolf zurück in Niedersachsen – Die Landesjägerschaft bereitet sich vor

Wolfsvorkommen in Deutschland

Seit dem Jahr 1995 sind nach über hundert Jahren Abwesenheit wieder Wölfe in Deutschland ansässig. Auf einem Truppenübungsplatz in der Muskauer Heide in Sachsen wurde vor 13 Jahren das erste Wolfspaar nachgewiesen und im Sommer 2000 die ersten Welpen gesichtet. Seit dem hat sich in Deutschland durch natürliche Ausbreitung eine Population von 33 sicher nachgewiesenen adulten Tieren gebildet (s. Abb. 1). Sechs Rudel und zwei Wolfspaare haben sich im Bereich der Lausitz im Grenzgebiet Sachsen/Brandenburg angesiedelt, ein Rudel ist in Sachsen-Anhalt ansässig. Weitere Wolfspaare wurden im südlichen Brandenburg nachgewiesen. Auch in weiteren Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Bayern und Niedersachsen konnten schon einzelne, territoriale Tiere bestätigt werden.

Die Vergrößerung der Wolfspopulation in Deutsch­land ist besonders auf die Wiedervereinigung Deutschlands zurückzuführen. Mit dem Fall der Mauer wurde der Wolf auch in der ehemaligen DDR unter Schutz gestellt. Er unterliegt seitdem in ganz Deutschland dem Naturschutzrecht und wird als „besonders geschützt“ geführt.

Der Wolf ist aber nicht nur auf nationaler Ebene geschützt, er wird auch in den Richtlinien der EU (FFH-Richtlinie, Washingtoner Artenschutzabkommen) als prioritäre Art mit höchstem Schutzstatus geführt. Damit einhergehend fordert die EU ein Management für die Population. So soll eine natürliche Wiederbesiedelung alter Lebensräume ermöglicht werden. Konzepte dieser Art werden von den jeweiligen Ländern erarbeitet.

Auch in Niedersachsen gab es seit 2006 Hinweise auf einzelne Wölfe. Das Land bietet in Bezug auf die landschaftlichen Gegebenheiten sowie auf die Populationen potenzieller Beutetiere ähnliche Lebensräume wie die Wolfsgebiete in Sachsen. Besonders Gebiete der

Lüneburger Heide und im südlichen Niedersachsen (Solling, Harz) bieten für den Wolf gute Lebensbedingungen (siehe Abb. 2). So scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann der Wolf auch hier wieder territorial ansässig wird. Hier stellt sich die Frage wie sich der neue Großprädator auf das bestehende Ökosystem, speziell die Schalenwildpopulationen,  auswirken wird.

Landesjägerschaft Niedersachsen unterstützt Wolfsmonitoring

Die Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) begleitet die natürliche Rückkehr des Wolfes nach Niedersachsens zusammen mit dem Institut für Wildtierforschung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (IWFo) auf wissenschaftlicher Basis.

Mit dem Wolf nimmt sich die LJN nun einer Art an, die nicht mehr im Jagdrecht aufgeführt ist. Das Präsidium und der Erweiterte Vorstand der LJN haben einstimmig beschlossen, einen neuen Weg zu wagen und sich des Wolfes anzunehmen. Mit Blick auf die Populationsdynamik und den rechtlichen Status der Wölfe in Deutschland ist klar, dass auch Niedersachsen in den nächsten Jahren wieder zum Wolfsland werden wird. In Niedersachsen besteht durch Initiative der Jägerschaft bereits eine enge Kooperation mit dem Ministerium für Umwelt  und Klimaschutz  (MU) sowie dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung  (ML). Das MU hat bereits im Jahr 2009 42 ehrenamtliche Wolfsberater [1] für Niedersachsen benannt. Unter diesen finden sich viele Jäger, Förster und Mitarbeiter weiterer Naturschutzverbände. Die Wolfsberater unterstützen die zuständige Behörde, den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) [2] und gehen Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Sie wurden nach nationalen Standards geschult, um Hinweise auf Wolfsvorkommen fachgemäß zu dokumentieren und eventuelle Wolfsrisse zu begutachten. Beim NLWKN werden die Daten schließlich zusammengeführt und abschließend bewertet.

Im Zuge der Kooperationsvereinbarung unterstützt die LJN das Ministerium bei der Dokumentation des Wolfsvorkommens und trägt mit der Einstellung der Biologin Britta Habbe [3] aktiv dazu bei, das bestehende Netzwerk in Niedersachsen zu verstärken. Bei Spuren im eigenen Revier steht sie als Ansprechpartnerin der Landesjägerschaft mit Rat und Tat für die Dokumentation zur Seite.

Alle Jäger können beim Wolfsmonitoring aktiv mitarbeiten: Veränderungen im eigenen Revier, Sichtungen oder Spurenfunde (z. B. Fährten, Losung) sollten zeitnah gemeldet werden. Wölfe nutzen nachts oft das menschliche Wegenetz, so dass die Tiere oftmals direkt in Fahrspuren gefährtet werden können (Abb. 3). Auch Losung wird oft exponiert an Wegrändern und auf Kreuzungen abgesetzt, welche tagsüber abgesucht werden können. Eine Beunruhigung des Wildbestandes durch das Wolfsmonitoring ist daher kaum zu befürchten.

Eine genaue Dokumentation der Funde ist notwendig, damit diese wissenschaftlich für das Monitoring verwendet werden können. So bestehen festgelegte Dokumentationsprotokolle [4], nach denen Spuren aufgenommen werden sollten.

Wolfsnachweise in Niedersachsen

Während es 2006 schon erste Hinweise auf Wolfsvorkommen in Niedersachsen gab, konnte 2007 im Raum Unterlüß ein Wolf fotografiert und somit definitv nachgewiesen werden. Im selben Jahr wurde ein weiteres Tier im Raum Lüchow-Dannenberg auf einer Drückjagd erschossen. Seit Mai 2008 konnte auch im hessischen Reinhardswald ein Wolf nachgewiesen werden. DNA-Analysen identifizierten einen jungen Rüden, der sich wohl schon seit 2006 im Reinhardswald aufhielt und vereinzelt Streifzüge in den niedersächsischen Solling unternahm. Hier wurde er 2008 fotografiert. Mitte April dieses Jahres wurde der Rüde tot und bereits stark verludert aufgefunden. Eine äußere Gewalteinwirkung war nicht erkennbar. Die Überreste des Tieres wurden zur weiteren veterinärmedizinischen Analyse geborgen, deren Ergebnis bisher noch aussteht.

In den Jahren 2009 und 2010 wurden in Niedersachsen keine definitiven Wolfsnachweise gemeldet. Zwar gab es viele Hinweise, diese hatten aber oft aufgrund unsicherer Spuren oder ungenügender Dokumentation keine starke Beweiskraft. Erst im März 2011 wurde ein junger Wolf südlich von Hamburg, in der Nähe von Maschen fotografiert. Die durch Experten bestätigten Fotos ergeben einen eindeutigen Nachweis, dass hier ein Jungwolf auf Wanderschaft ist. Das vermutlich selbe Tier wurde nur wenige Wochen später auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord gesichtet. Hier gelang es nicht nur, das Tier zu fotografieren(s. Abb. 4), es wurde auch eine frische Losung gefunden, die zur DNA-analytischen Untersuchung in das Referenzlabor in Gelnhausen eingeschickt wurde. Die Ergebnisse der Analyse können Informationen über Herkunft und Geschlecht des Tieres liefern.

Parallel zu dem „Maschener Wolf“ ist ein weiteres Tier in Niedersachsen unterwegs: Im benachbarten Bundesland Sachsen-Anhalt ist seit dem Winter 2008/2009 ein Rudel auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow nachgewiesen. Im Frühjahr 2011 gelang es, zwei Jährlingsfähen aus diesem Rudel zu fangen und zu besendern. Seitdem sind die Wanderwege der beiden Tiere genau zu beobachten. Während das eine Weibchen sich immer noch im elterlichen Territorium aufhält, ist die Schwesterfähe Richtung Norden gewandert und konnte Anfang Mai im Raum Lüchow-Dannenberg und Mitte Mai im Bereich Lüneburg geortet werden. Per SMS werden die Wolfsforscher in Sachsen-Anhalt, die das Projekt bis 2012 betreuen, mehrmals am Tag über den Standort der markierten Wölfe informiert. Danach hatte die Wölfin am 4. Mai die Elbe nördlich von Sandau durchschwommen und in der Nacht zum 5. Mai die Lüchow-Dannenberger Kreisgrenze bei Schnackenburg überschritten. Parallel zur Elbe zog sie in Richtung Hamburg. Die Daten des Projektes werden monatlich auf der Homepage des Landes Sachsen-Anhalt [5] veröffentlicht. In Niedersachsen sind über die Telemetriedaten hinaus noch keine weiteren Meldungen an die Wolfsberater über die Wölfin eingegangen. Sie scheint dem Menschen geschickt aus dem Weg zu gehen.

„Human Dimensions“ – Mensch und Wolf

Die Dokumentation des Wolfsvorkom­mens ermöglicht eine sachliche Informat­ion der Jägerschaft sowie der übrigen Bevölkerung. Der Wolf gilt seit jeher als Tierart, die die Gemüter stark erhitzt und dabei positive wie negative Emotionen hervorruft. Oftmals wird hierbei über den „Mythos Wolf“, also die aus Märchen und Geschichten bekannte menschenfressende Bestie, und nicht über die Wildtierart Wolf diskutiert. Sachliche, wissenschaftlich fundierte Daten sollen hier helfen, den Wolf aus der Märchen- und Geschichtenwelt herauszulösen und die Biologie des Tieres objektiv und fachlich zu vermitteln.

Welche Bilder im Zusammenhang mit dem Wolf in den Köpfen der niedersächsischen Jäger vorhanden sind, welche Vorurteile und welche Befürchtungen bestehen, wird in einem weiteren wissenschaftlichen Ansatz bearbeitet. Im Bereich der Sozialwissenschaften wird schon lange erfasst, welche Einstellungen, Gefühle und Meinungen Personen über bestimmte Tatbestände oder Objekte haben. Dieser Forschungsbereich findet auch im Wildtiermanagement immer mehr Anwendung. Die Einstellung des Menschen zum Tier spielt hier eine zentrale Rolle für die Akzeptanz von Vorgehensweisen und Entscheidungen. Die Suche nach den Ursachen von Einstellungen und Meinungen soll helfen, Konfliktfelder zu erkennen und zu bearbeiten.

Schalenwildmonitoring

Eine Befürchtung, dass sich eine Konkurrenzsituation zwischen Jägern und Wolf als Beutegreifer im Revier einstellen könnte, stellt ein potenzielles Konfliktfeld dar. Daher werden im Zuge der Rückkehr der Wölfe nach Niedersachsen die potenziellen Beutetiere in den Fokus gerückt. Das IWFo arbeitet zurzeit ein Schalenwildmonitoring auf. Hierbei sollen Zahlen und Verhalten des Wildes erfasst werden, um im weiteren Verlauf der Rückkehr des Wolfes, neben weiteren Faktoren (Erholungs- und Nutzungsfunktion des Waldes), auch Basisdaten zum Einfluss des Wolfes auf die Schalenwildpopulation zu erhalten. Das IWFo wird verschiedene Erfassungs- und Beobachtungsmethoden einsetzen, die zusammen mit kundigen Personen vor Ort (Förster, Jäger) durchgeführt werden und regelmäßig die Erhebungen evaluieren. Alle Aufgaben werden in enger Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen Landesforsten und privaten Revierinhabern durchgeführt.

Mit ihrer aktiven Beteiligung an dem Wolfskonzept Niedersachsens erwirbt die LJN aktuelle Informationen über das Themengebiet aus erster Hand. Die Begleitung der Wiederbesiedelung aus nächster Nähe liefert Daten anhand derer sachliche Diskussionen zum Thema ermöglicht werden. Es ist an der Zeit, die Tierart Wolf neu kennenzulernen. Durch ihren Einsatz erhofft die Landesjägerschaft Niedersachsen sich ein konfliktarmes Miteinander von Jägern, Naturnutzern und dem Wolf in Niedersachsen. Seine eigenständige Wiederkehr stellt eine Bereicherung unserer heimischen Tierwelt dar.

 

Kontaktdaten

Dipl. Biol. Britta Habbe
Mitarbeiterin der Landesjägerschaft Niedersachsen am
Institut für Wildtierforschung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Bischofsholer Damm 15
30173 Hannover
Büro: 0511-8567791
Mobil: 0179-9075166
E-Mail: bhabbe@ljn.de oder britta.habbe@tiho-hannover.de

 

Literatur
Reinhardt, I. and G. Kluth (2007). Leben mit Wölfen - Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland. BFN-Skripten 201. B. f. Naturschutz. Bonn.

 


[1] Wolfsberater Landkreis Gifhorn: Dr. Andrea Deeken: 05831-2519260; Elke Meier: 0511-9110524; Joachim Remitz: 0171-9728303, vollständige Liste auf www.wildtiermanagement.com/wildtiere/haarwild/wolf/
[2] Ansprechpartnerin: Bärbel Pott-Dörfer; Tel.: 0511/3034-3201
[3] Britta Habbe,  Tel: 0511-856 77 91 oder 0511-530 43 18, bhabbe@ljn.de
[4] erhältlich auf www.wildtiermanagement.com
[5] http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=48523