Der Bund bezuschusst zwei Drohnen zur Kitzrettung

Aller-Zeitung, Mittwoch, 4. August 2021, von Ron Niebuhr

Übergabe in Vollbüttel: Die Kreisjägerschaft bräuchte mindestens zwei weitere fliegende Kameras
 
Vollbüttel
Jäger im Kreis Gifhorn spüren Rehkitze im hohen Gras auf, bevor das Grünland von Landwirten gemäht wird. Zwei neue Drohnen konnte man jetzt als Unterstützung anschaffen – dank Fördermitteln aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Staatssekretär Uwe Feiler kam extra aus Berlin zur Übergabe eines fliegenden Hightech-Helferleins nach Vollbüttel.
 
„Der Landkreis Gifhorn ist einer der größten, schönsten und artenreichsten in ganz Niedersachsen“, sagte Ernst-Dieter Meinecke. Der Vorsitzende der Jägerschaft Gifhorn und seine Mitstreiter möchten, dass es so bleibt. Daher waren sie hoch erfreut über die Fördermittel zum Kauf der Drohnen. Rund 7000 Euro kostet eine Drohne. 60 Prozent davon trägt der Bund, den Rest die Jägerschaft Gifhorn. Stationiert wird die jetzt übergebene Drohne in Vollbüttel.
 
Heinrich Wrede, Vorsitzender der örtlichen Jägerschaft, erklärte dazu: „Wir haben sehr viel Grünland bei uns.“ Und durch die Nähe zum Viehmoor auch viel Wild. Bisher habe man das Grünland mühsam zu Fuß nach Kitzen abgesucht, bevor Landwirte mit dem Mähen begannen. Das sei eine „sehr, sehr schwierige Aufgabe“ – übrigens trotz der Unterstützung durch Hunde, denn eine Witterung haben Rehkitze nicht.
 
Zuletzt konnte man dabei zum Glück auf die Hilfe von Jörg Blecker zählen. Der Lagesbütteler setzte eine Drohne ein, ähnlich wie das jetzt von der Jägerschaft Gifhorn angeschaffte Exemplar. „Mit seiner Hilfe haben wir 18 Kitze gefunden, ohne gerade einmal zwei“, verdeutlichte Wrede, wie wertvoll so ein fliegendes Auge fürs Aufspüren der jungen Wildtiere ist.
 
Apropos: „Die Kamera macht den Löwenanteil vom Kaufpreis aus. Die muss wirklich gut sein“, sagte Meinecke. Denn sie muss selbst bei wenig Licht und aus großer Höhe gestochen scharfe Bilder liefern, um die Kitze erspähen zu können. Die Drohne selbst koste vielleicht 800 Euro, dazu kämen noch ein paar Hundert Euro für ein Tablet zur Auswertung der übertragenen Videobilder und zur Festlegung des Suchrasters. Der große Rest entfalle auf die Kamera, sagte er.
 
Eigentlich sei es Aufgabe der Landwirte, das Grünland selbst vorm Mähen nach Kitzen abzusuchen. Sie rechtzeitig vom fahrenden Trecker aus zu entdecken, sei nämlich unmöglich. „Keine Chance. Dafür sind moderne Landmaschinen viel zu schnell und zu groß“, sagte Blecker. Das vorherige Absuchen jedoch ist für Landwirte allein kaum zu schaffen. Zumal man die Kitze nicht nur finden, sondern auch für die gesamte Mähdauer vom Grünland fernhalten muss.
 
Die Jägerschaft helfe den Landwirten dabei gern, versicherte Meinecke. Was das für die durch die Bank ehrenamtlich aktiven Jäger heißt, wusste Staatssekretär Uwe Feiler: „Richtig früh aufstehen, um schon vor der Arbeit Felder abzusuchen. Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen“, lobte er. Insofern freue er sich, dass der Bundestag das vom Ministerium angeschobene Förderprogramm zum Kauf von Drohnen bewilligte und drei Millionen Euro bereitstellte. Die Resonanz der Jäger darauf sei super: „Wir haben 500 Anträge für 700 Drohnen erhalten“, berichtete Feiler. Zwei davon gehen in den Landkreis Gifhorn. Der bräuchte wegen der enormen Ausmaße – laut Landvolk Niedersachsen entfallen auf gut 156 000 Hektar Gesamtfläche knapp 14 000 Hektar Grünland – weitere Drohnen, meinte Meinecke. Allerdings durfte jeder Verein vorerst nur Fördermittel für bis zu zwei Drohnen beantragen. Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann machte sich bei Feiler für eine Ausnahme stark, denn bis zur Fusion gab es ja zwei Vereine im Kreis Gifhorn: die Jägerschaften Nord und Süd. Sollte der Fördertopf nicht ausgeschöpft werden, „würden wir gern Zuschüsse für zwei weitere Drohnen bekommen“, sagte sie. Feiler will prüfen, was machbar ist.