Das Jagdhornblasen ist mit seinen Jagdleit- und Tot-Signalen Bestandteil des jagdlichen Brauchtums. In Wald und Flur sind Jagdhornsignale weit zu hören und dienen auch heute noch der Verständigung z.B. bei Gesellschaftsjagden. Mit Hilfe der Jagdleitsignale werden z.B. Beginn und Ende eines Treibens verkündet, die Treiber ermuntert und die Jäger, Treiber und Hunde zusammen gerufen. Mit dem Totsignal für ein erlegtes Stück Wild erweist der Jäger dem erlegten Wild seine Ehrerbietung und dankt seinem Schöpfer für den jagdlichen Erfolg.
Darüber hinaus gestalten Jagdhornsignale viele Veranstaltungen der Jäger im jagdlichen und privaten Bereich.
Jagdhornblasen ist ein altes Kulturgut, das bis in die heutige Zeit hinein gepflegt und im praktischen Jagdbetrieb eingesetzt wird.
Bereits früh hat der Mensch erkannt, dass mit dem Büffel- oder Ochsenhorn dumpfe Töne zu erzeugen sind. Hierfür wurde die Spitze des Tierhorns abgesägt und bis zum Schalltrichter aufgebohrt. Das Jagdhorn wurde genutzt, um sich unter den Jägern auf der Jagd zu verständigen und Informationen weiterzuleiten. Mit Hilfe der Tierhörner konnte eine begrenzte Zahl von Tönen (1- 2 Töne) verschiedener Höhen erzeugt werden. Die Jagdsignale der Vorzeit bestanden somit bis hinein ins hohe Mittelalter aus einer begrenzten Anzahl von Tönen verschiedener Tondauer und Höhe.
Das Tierhorn (Hifthorn/ Rüdenhorn) wurde von den Jägern bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts verwendet.
Die Metallhörner haben schließlich die Tierhörner abgelöst. Seitdem wird versucht eine optimale Kombination von Praktikabilität (Handlichkeit) und klanglicher Qualität zu erzielen. Die Entwicklung der Jagdhörner und ihre äußere Gestaltung zeigt ein fortwährendes Abwägen zwischen Handlichkeit und damit Kompaktheit einerseits und dem Ausbau der musikalischen Möglichkeiten andererseits, was in der Vergangenheit immer gleichzeitig mit einem Verlängern der Röhre verbunden war.
Das kurze Signalhorn ist bis heute im so genannten Fürst- Pleßhorn erhalten geblieben. Seinen Namen erhielt es nach dem Oberjägermeister Fürst von Pleß, der wesentlich zu dessen Verbreitung beigetragen hat. Es bietet dem Laien mit einem Umfang von 5 Tönen die Möglichkeit einer einfachen, aber einprägsamen Melodiegestaltung.
Neben diesem handlichen Jagdhorn setzte sich auch ein größeres Horn, das so genannte Parforcehorn durch, das im 17./ 18. Jahrhundert von den Franzosen übernommen wurde. Dieses Horn fand überwiegend in der Reitjagd Anwendung, weshalb weniger Wert auf die Handlichkeit, als vielmehr auf die klangliche Qualität gelegt wurde.
Mit der größeren Länge des Rohrs (ca. 4,50 m) konnten gleichzeitig auch größere Ausschnitte aus der Naturtonreihe geblasen werden.
Ab dem 19. Jahrhundert wurde das Parforcehorn aus dem Jagdbetrieb verdrängt und die einfachen Jäger bevorzugten aus praktischen Gründen das Fürst- Pleßhorn.
Das Parforcehorn hat sich bei den Jägern in Deutschland erst wieder nach 1970 durchgesetzt, da die Jagdmusik zu dieser Zeit immer mehr an Bedeutung gewann.
Die heutigen Jäger blasen in Deutschland und in den deutschsprachigen Nachbarländern das Pleßhorn in B („in B“ bedeutet: die geschriebene Note C klingt aus dem Rohr als Ton B), das so genannte Parforcehorn in B und das Parforcehorn in Es (auch umschaltbar in B/Es).
Mit der Zahl der aktiven Jagdhornbläser stieg auch das Bedürfnis, außerhalb der eigentlichen Jagdausübung zumeist in organisierten Gruppen zu blasen. Heute gibt es auf allen Ebenen der jagdlichen Verbandsstruktur (Jägerschafts-/ Hegeringebene) so genannte Bläsergruppen, in denen vor allem die konzertante Jagdmusik präsentiert wird.
Quelle: LJN