Ein Tag im Wald mit Trostinsel-Kindern

Joudi (9) sagt, als sie mit ihrer Begleitung der ambulanten Kinderhospizarbeit am Treffpunkt ankommt: „Ich war noch nie in einem Wald!“

Anlässlich des Versprechens im Rahmen einer Spendenübergabe im Mai, im Oktober für trauernde Kinder der Trostinsel einen Wald Tag zu gestalten,  begrüßen Andrea Burmeister und Bauer Hermann Brandt am Freitag sieben Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren mit fünf Begleitpersonen. Frau Dagmar Huhnholz, verantwortlich für den „Treffpunkt Trostinsel“, (https://hospizarbeit-region-wolfsburg.de/unsere-angebote/trostinsel-fuer-trauernde-kinder-jugendliche/) freut sich mit den Kindern und Erwachsenen auf einen spannenden und lehrreichen Waldspaziergang bis zur Jagdhütte Brandt.

Nach und nach „tauten“ die Kinder auf und Fragen über Fragen konnten Bauer Brandt, Andrea Burmeister, Erika Bertram und Angela Heider von der Jägerschaft Gifhorn e.V. beantworten.

 

Als jedoch Arlon seinen Apport-Befehl ausführte und Andrea ein (Schlepp-)Kaninchen brachte, war die Aufregung groß. Alle wollten Genaues über das Apportieren erfahren und wissen, warum Tiere getötet werden.

Über die anfängliche, verständliche Zurückhaltung von Filomena „freute“ sich ihr Opa, denn er durfte sie als einziger Verwandter weiter begleiten. Gleich zu Beginn ist Andrea streng: „Es gibt zwei Verbote auf unserem Weg hier im Wald! Und das sind: nicht schreien und nicht   rennen!“. Das wird versprochen!

Die Jagdhunde Paula, Lotte und Arlon werden vorgestellt und Malte erklärt sich sofort bereit, Lotte zu führen. Martha übernimmt Paula von Bauer Brandt. Nein, vor Hunden haben alle keine Angst, aber Respekt vor dem super ausgebildeten Arlon.

Insgesamt 10 Waldtiere haben die Kinder auf der Strecke links und rechts vom Waldweg entdeckt und das ein oder andere auch bereits gekannt, aber der Dachs gab allen große Rätsel auf: „Der ist ja so groß wie ich!“, meinte Anni erstaunt. Besonders waren die Mädchen von den Frischlingen angetan. Sie wunderten sich aber, dass Wildschweine Mais fressen: „Der ist doch für uns Menschen!“, stellte Linas fest. So gab es gleich ausführlichen Unterricht über das Leben der Tiere im Wald.

(-Eichelhäher, Wächter des Waldes, -Rehkitze, -Frischlinge, -Dachs, -Buntspecht, –Waschbär, -Marderhund, -Wildkatze, -Dohle, – Rabenkrähe -Nutria, -Fuchs, -Hase, -Fasan, -Kaninchen)

Insbesondere Linas hatte Verständnis, dass kranke, verletzte und überzählige Tiere von Jägern getötet werden müssen, immerhin „… hätten die Jäger sonst ja nichts zu tun, wenn alles in Ordnung wäre …“ Dass die Hege in Wald und Flur die größere Aufgabe eines Jägers ist als das Schießen, leuchtete den Kindern nach Erklärungen von Bauer Brandt ein.

Angekommen an der Jagdhütte, durfte jedes Kind, ausgerüstet mit einem Fernglas und in Begleitung von Hermann Brandt auf den Hochsitz klettern, um von dort Fuchs, Fasan, Hase und Kaninchen im Feld auszuspähen.

Mit einigen Geschicklichkeitsspielen, zuordnen von Eiern des entsprechenden „Federviehs“, dem Füttern der Fische und dem Entdecken eines Nutrias ging der aufregende Nachmittag mit Beginn der Dunkelheit bei Feuer im Korb und heißen Wildwürstchen langsam zu Ende.

Der Weg zum Abholpunkt durch Familienangehörige durch den dunkel werdenden Wald war kein Problem. Alle Kinder fühlten sich wohl und waren schon ganz gespannt, was sie daheim beim Auspacken der Abschiedsgeschenke entdecken würden. Die „kleinen Jägerbriefe“, die sie von Andrea Burmeister erhielten, lösten Begeisterung aus! Für Joudi und ihren Bruder Rustoum steht fest, dass ihrem allerersten Tag im Wald noch viele weitere folgen werden. 

Frau Huhnholz dankte dem Team der Jägerschaft zum Abschied ganz besonders und wünschte sich auch für die Zukunft derartige Waldtage für trauernde Kinder. Außerdem war sie überzeugt: „Jetzt werde ich tatsächlich meine bisherige Einstellung zu Jägern überdenken!“

2019-10-11