Marion Klopp an der Spitze, Jägerschaft Gifhorn stellt sich neu auf

VON BURKHARD OHSE

Samstag, 23. April 2022, Isenhagener Kreisblatt

Gifhorn – Erstmals führt eine Frau die Jäger im Landkreis. Mit großer Mehrheit wählte die Jägerschaft während ihrer Mitgliederversammlung am Donnerstagabend in der Gifhorner Stadthalle Marion Klopp aus Ribbesbüttel zur neuen Vorsitzenden. Sie holte 163 Stimmen, 88 entfielen auf den Gegenkandidaten und bisherigen Schatzmeister Henning Cordes (Stöcken), zwei Stimmen waren ungültig, sechs Jäger enthielten sich. Der bisherige Amtsinhaber Ernst-Dieter Meinecke trat nicht wieder an.

Vor der Wahl gab es einen Eklat. Helmut Martens (Hankensbüttel) forderte Klopp auf, ihre Kandidatur zurückzuziehen. „Es war bei der Fusion der Jägerschaften vereinbart worden, dass der Vorsitz zwischen Nord- und Südkreis wechselt. Vor zehn Tagen waren wir noch guten Mutes, Henning durchzubekommen, und vor einer Woche fiel Marion vom Himmel“, kritisierte er. Dafür erntete er heftigen Widerspruch. „Das ist Demokratie“, war unter anderem zu hören.

Sehr eindeutige Ergebnisse gab es bei den weiteren Wahlen. Zum neuen Stellvertreten Vorsitzenden wurde Markus Müller (Wahrenholz) bei drei Enthaltungen gewählt. Neue Schriftführerin bei jeweils einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde Angela Heider (Sassenburg), und zum Schatzmeister wurde der berufsbedingt abwesende Manuel Roth (Steinhorst) einstimmig gewählt. Henning Cordes (Schatzmeister) und Erika Bertram (Schriftführerin) standen wie Kolbe (Stellvertretender Vorsitzender) ebenfalls nicht mehr zur Wahl.

Zuvor hatte Meinecke eine Bilanz seiner insgesamt 14-jährigen Amtszeit, zunächst als Vorsitzender der Jägerschaft Gifhorn-Süd, dann elf Jahre für die 2011 fusionierte Jägerschaft, gezogen. Vor allem die Einrichtung des Schießstands in Westerbeck geriet zum Vorzeigeobjekt niedersachsenweit. Hinzu kam ein eigener Schulungsraum für die Jungjägerausbildung, die Senkung der Jagdsteuer, der Einsatz der Drohnentechnik für die Kitzrettung, die Digitalisierung, das Projekt „Natürlich wild“ und die Neozoen-Jagd.

Nach zwei Jahren ohne Mitgliederversammlung wurden nur „besondere“ Ehrungen vergeben, um den zeitlichen Rahmen nicht zu sprengen. Die Jubiläumsmitgliedschaften sollen in den Hegeringversammlungen berücksichtigt werden, sagte Meinecke. Der aus dem Amt geschiedene, aber am Donnerstag nicht anwesende Kreisjägermeister Jürgen-Hinrich Kohrs soll ebenfalls noch geehrt werden.

Als Gast berichtete Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast über die kommende Novellierung des Landesjagdgesetzes, das im April im Ausschuss beraten und im Mai im Plenum verabschiedet werden soll. Wichtigste Neuerungen sind die Aufnahme des Wolfs und des Goldschakals in das Jagdgesetz, die Stärkung der Jagdhundearbeit sowie mehr Flexibilität bei der Rehwildjagd. Zudem müssen Jäger bei Gesellschaftsjagden künftig einen höchstens ein Jahr alten Schießnachweis vorlegen. Darüber hinaus wende das Land erhebliche Mittel für die Wiederbewaldung und den Umbau der Wälder auf. Otte-Kinast dankte den Jägern für ihren Einsatz beim Natur und Seuchenschutz, so bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest und der invasiven Arten wie Nutria, Waschbär oder Marderhund. In beiden Bereichen sei der Landkreis Gifhorn niedersachsenweit vorbildlich. Die Zahl der zur Strecke gebrachten Wildschweine und Nutria, die vor allem Schäden an Deichen, Flussläufen anrichten und wie die anderen Neozoen eine Gefahr für das heimische Niederwild sind, stieg auf Rekordhöhe.

Landrat Tobias Heilmann, inzwischen im Besitz eines Jagdscheins, dankte ebenfalls und bezifferte die Jagdprämie für erlegte Neozoen auf 13 202 Euro. Die Zahl der Jäger im Landkreis erhöhte sich per Saldo leicht um fünf. Am 31. Dezember 2021 hatte die Jägerschaft 1962 Mitglieder. Begleitet wurde die Mitgliederversammlung von den Jagdhornbläsern Isenhagener Land und den Parforcehornbläsern.

Ernst-Dieter Meinecke (r.) und Barbara Otte-Kinast ehrten verdiente Mitglieder der Jägerschaft Gifhorn. Fotos: OHSE
Führen künftig die Jäger im Kreis: Markus Müller, Marion Klopp (M.), Angela Heider sowie Manuel Roth (fehlt).