Ein aktiver, informativer, spannender Tag im Hegering Gifhorn

Zum „kleinen Jägerdiplom“  lud der Hegering Gifhorn interessierte Kinder in den gemeinschaftlichen Jagdbezirk Pocken ein. Die Initiatoren: Timm Georg, Detlev Janz,  Joachim Keuch,  Reiner Kyszkiewicz und Karlo Laser begrüßen sieben Jugendliche auf dem Gelände des Aller-Ohre-Ise-Verbandes. Bis in den späten Abend hinein vermitteln sie einen umfangreichen Einblick in die Arbeit eines Jägers sowie in die für die Jagd wichtigen Aufgaben und Traditionen.

Lars, Timon, Oskar, Lieselotte, Sturmhardt, Kjel  und Alex sind gespannt und erwartungsvoll – noch etwas schüchtern – bevor „es richtig losgeht“…

Timm Georg gibt einen Überblick,  zu welchen Themen die Jäger praxisnah informieren werden:

heimische Tier- und Baumarten

Getreidearten – einfache Unterscheidungsmerkmale der Hauptfrüchte

Praxistest  Luftgewehrschießen – jeweils 3 Schuss auf Scheibe und Kippente

Jagdhundeeinsatz am Beispiel einer Schleppe

Jagdhornbläser – Zweck und Gebrauch eines Jagdhorns

es wird auch gegrillt !

Abendansitz – jedes Kind steigt mit „eigenem Jäger“ und Fernglas auf den Hochsitz

Das Infomobil der Jägerschaft Gifhorn, das über sehr viele, gepflegte und neue Präparate verfügt, ist natürlich ein Anziehungspunkt. Anhand der benummerten Tiere ergibt sich dann doch das ein und andere „Ach, das ist eine Waldohreule!?“, oder „Oh, die darf man nicht jagen?“

Karlo Laser möchte nämlich von den Kindern hören, ob sie wissen welche Greifvögel nachtaktiv sind. Da liegen sie mit den Eulen genau richtig. Bei den tagaktiven kennen sie den Rotmilan, weil z.B. Alex ihn schon oft über seinem Zuhause hat kreisen sehen. Dass er ein Zugvogel ist, der sich hauptsächlich zum Brüten in Deutschland aufhält, ist wiederum neues Wissen.

Viele weitere Beispiele aus dem Bereich des „Federwildes“ werden erklärt und seitens der Kinder hinterfragt und kommentiert.

Wie in der Schule: die Arme gehen hoch zur Meldung, als Karlo fragt: „Was ist denn das hier?“ „Eine Wildsau!“, weiß Oskar, als er an die Reihe kommt. „Nun, wir Jäger sagen dazu Schwarzwild“, erklärt Karlo und weiter, dass es dort, wo sich das Schwarzwild aufhält oder wo es war, der Bereich immer nach Maggi riecht… Den Geruch kennen alle Kinder.

Nutria, Waschbär und Marderhund halten sie für heimische Tiere. Aber als klar ist, dass sie aus Amerika und Asien zu uns kamen, um für die Pelzproduktion herzuhalten, wissen Kjel und Lars sofort: „Die sind mit Schiffen oder auf Frachtern mitgefahren…“ Diese inversiven Arten passen sich zwischenzeitlich gut an ihre Umgebung an: „Das liegt an der Erderwärmung“, lässt Oskar wissen.

Dass der Dachs kein „Zwergzebra“ sein kann – wenn es das Tier überhaupt gibt – ist nach der präzisen Darstellung zu Bau, aktiven Zeiten und Schädelaufbau sehr deutlich. Die Unterschiede von Iltis, Baum- und Steinmarder sind rasch erklärt. Kaninchen im Bau und Hase in der Sasse ebenfalls nachvollziehbar. Dass das Reh Gehörn, Hirsch und Damhirsch Geweih und Elch Schaufel haben, was die Kinder zunächst unsicher sein lässt, klärt Karlo anhand aller Präparate auf.

Begeistert sind die Kinder von dem Wolf-Präparat, dem „grauen Hund“, wie sie ihn benennen…

Umfassend klärt Karlo über die steigende Population in unserer Region auf. Anhand des „Abdruck-Läufers“ beschreibt er den „geschnürten Trab“, in dem der Wolf mit wenig Energieaufwand in normalem Gang die Hinterpfote in den Abdruck der Vorderpfote setzt. Er lässt einen gebleichten Wolfschädel, Wolflosung und ein Fell herumgehen, alles wird genau betrachtet, beschnuppert und betastet: „Das Fell sieht cool aus“, meint Sturmhardt.

Endlich dürfen sich die kleinen Jägerdiplom-Absolventen zum Luftgewehr-Schießen aufstellen. Bevor jedoch der erste zum Schießplatz gehen darf, klärt Detlev Janz über die Sicherheit und Regularien auf. Nach Abschluss der ersten Runde sind alle ein wenig enttäuscht, denn nur einige haben die Schießscheibe am Rand „angekratzt“. Der zweite Durchgang ist erfolgreich: alle haben mehr oder weniger ins Schwarze getroffen!

Lieselotte hat den Scheiben-Fuchs getroffen!

Etwas argwöhnisch und mit Abstand wird nun das Schleppe-Legen beobachtet, doch Timm erläutert eingehend, dass ein Jagdhund bei einem möglichen Fehlschuss des Jägers der wichtigste Begleiter ist. Er braucht ab dem Anschuss die Spur, um ein verletztes Tier aufzuspüren. Das gehört zur Grundausbildung eines Jagdhundes. Für Hummel mit 10jähriger Erfahrung ist die Aufgabe kein Problem.

Jagdhornblasen ist nicht so einfach! Da ist sich die Gruppe einig. Es gibt viel zu Lachen bei den „schrägen“ Tönen und auch die Luft bleibt rasch weg… Günter Voigt verteilte Mundstücke, die natürlich sofort ausprobiert werden.

Aber auch ein wenig Theorie muss sein. So stellt er die mitgebrachten Jagdhörner vor (Taschenhorn, Fürst-Pless-Horn, Parforce-Horn, Ventil-Horn) und erklärt, dass das Jagdhornblasen zum Übermitteln von Anweisungen und Nachrichten über größere Entfernungen dient, weil es Spaß macht, mit dem Jagdhorn zu musizieren und – ganz wichtig – zur Ehrung des erlegten Wildes. Für  jede Tierart gibt es ein eigenes Signal. „Das sind dann aber ganz schön viele!“, ist Timon überzeugt.

Die Bastelanleitung für ein Hilfs-Horn, bestehend aus Gartenschlauch, Trichter und geschenktem Mundstück händigt Günter auch noch gleich aus.

Wildwurst und –fleisch gibt’s zur Stärkung vor dem Ansitz. Reiner Kyszkiewicz sorgt für Leckeres vom Grill.

Sehr anschaulich wird es wieder, als Timm einen frisch aufgebrochenen Rehbock zeigt. Er erklärt sein jagdliches Vorgehen, zeigt den sauberen Ein- und Ausschuss und begründet den letzten Bissen. Die Kinder sind respektvoll und fasziniert.

Im Bild: Organisatoren, Diplom-Absolventen, Jäger, Bläser und Bürgermeister

Zwischenzeitlich sind die begleitenden Jäger für den Ansitz eingetroffen: Karl-Heinz Gose, Heiko Hagedorn, Felix Hoffmann, Hendrik Mayer, Heinrich Pahlmann und Benjamin Schulz. Timm teilt jedem einen Absolventen zu und schon geht’s mit Fernglas im Rucksack ab in die ausgewählten Bereiche des Pocken-Jagdbezirks.

Timon hat Anblick!

Um 22:00 Uhr – immer noch fröhlich, aber doch erschöpft – überreicht Joachim Keuch allen das kleine „Jägerdiplom“ und als tolle Überraschung erhält jeder eine lange Fasanen-Schwanzfeder.

2023-08-06, ahe