Über 60 Kitze sind dem Mäh­tod ent­gan­gen 

Er­folg­rei­cher Droh­nen-Ein­satz im Ge­biet des Bro­mer He­ge­rings dank der Fa­mi­lie Ban­nier 

VON HILKE BEN­TES

In den frühen Morgenstunden wurde die Drohne die vergangenen Wochen zur Rehkitzrettung eingesetzt. Fotos (4): privat 
 

Brome/Tülau – Es ist längst ein eh­ren­amt­li­ches Ge­mein­schafts­pro­jekt, aber die In­itia­ti­ve kam von dem Vater-Sohn-Ge­spann Kay und Jan-Phil­lipp Ban­nier aus Croya: Im Ge­biet des He­ge­rings Brome (und zum Teil auch dar­über hin­aus) hat sich ein Reh­kitz-Ret­tungs­team ge­bil­det, das mit dem Ein­satz einer Droh­ne in den ver­gan­ge­nen Wo­chen un­auf­hör­lich un­ter­wegs war. Bevor viele land­wirt­schaft­li­che Flä­chen ge­mäht wur­den, war es der Kern aus en­ga­gier­ten Hel­fern, die die Flä­chen ab­such­ten. Die Jäger des He­ge­rings haben 60 Reh­kit­zen das Leben ret­ten kön­nen.

Die Heu­ern­te geht beim ers­ten Schnitt dem Ende ent­ge­gen. Ob es einen zwei­ten geben wird, müs­sen viele Land­wir­te ab­war­ten. Das heißt auch: Die Hel­fer des Reh­kitz-Ret­tungs­teams kön­nen ein­mal durch­at­men. Neben den Ban­niers waren auch Kat­rin Jahn­kow, Jan Haase, Thies Fle­gel, Georg von Helms und He­ge­ring­lei­ter Jens-Tor­ben Trump fast täg­lich im Ein­satz. Meis­tens waren sie schon kurz vor vier Uhr mor­gens auf den Flä­chen, denn die Droh­nen-Tech­nik ist mit Blick auf das Wet­ter an­spruchs­voll. Zu hell darf es nicht wer­den, sonst sind die klei­nen Kitze nicht mehr aus­zu­ma­chen. Nach der je­wei­li­gen Ret­tungs-Mis­si­on ging es für die Jäger wei­ter – denn das Ar­beits­le­ben war­te­te frei­lich auf sie.

Kitze im Gras fast un­sicht­bar

Aber von An­fang an: Vor knapp zwei Jah­ren kam Kay Ban­nier auf die Idee, sich zu­sam­men mit sei­nem Sohn nach der An­schaf­fung einer ei­ge­nen Droh­ne beim Mähen der Heu-Flä­chen ein­zu­brin­gen. „Die Land­wir­te sind mit Blick auf das Tier­schutz­ge­setz ver­pflich­tet, ihre Flä­chen vor dem Mähen ab­zu­su­chen“, weiß He­ge­ring­lei­ter Trump. Aber Kitze sind in dem hohen Gras mit dem blo­ßen Auge nicht aus­zu­ma­chen, daher war die Un­ter­stüt­zung durch Jäger schon von jeher will­kom­men. Zu frü­he­ren Zei­ten sei man mit Jagd­hun­den die Flä­che ab­ge­gan­gen, aber an­ge­sichts der Flä­chen­grö­ße war diese Me­tho­de nie ganz zu­frie­den­stel­lend.

Umso bes­ser, wenn es Men­schen wie die Hel­fer des He­rings gibt. Im ver­gan­ge­nen Jahr konn­te der „harte Kern“ be­reits 34 Kitze ret­ten, in die­sem Jahr hat sich ihr Ein­satz bei den Land­wir­ten noch deut­lich wei­ter her­um­ge­spro­chen. Mit einer neuen Droh­ne der Ban­niers sieht man sich noch bes­ser auf­ge­stellt – ins­ge­samt be­lau­fen sich die Kos­ten der Tech­nik auf rund 11 000 Euro. För­der­pro­gram­me sind dafür noch oft über­zeich­net. Mehr als 320 Hekt­ar Flä­che wur­den in den ver­gan­ge­nen Wo­chen mit der High­tech-Droh­ne der Ban­niers ab­ge­sucht.

Der Ab­lauf sieht so aus: Kay Ban­nier über­wacht den Bild­schirm. Dort ent­steht das Bild, das die Droh­ne über den Flä­chen auf­zeich­net. Ge­flo­gen wird sie von Jan-Phil­ipp Ban­nier. Der Rest geht die Flä­che unter dem Flug­ra­di­us der Droh­ne zu Fuß ab. Per Funk kön­nen sich die Hel­fer un­ter­ein­an­der ver­stän­di­gen. Das hat sich be­währt, oft seien Handy-Netze zu un­zu­ver­läs­sig. Die je­wei­li­gen Hand­grif­fe sind ein­ge­spielt, die Ver­stän­di­gung rei­bungs­los. Neben den ge­nann­ten Jä­gern haben sich noch etwa 20 Eh­ren­amt­li­che im Ver­lauf der Heu-Sai­son bei der Reh­kitz-Suche an­ge­schlos­sen. Man­che waren ein Mal dabei, an­de­re öfter. Für jedes Au­gen­paar mehr war das Team dank­bar.

In etwa 70 Pro­zent der Fälle han­delt es sich bei den Fun­den auf der Ka­me­ra spä­ter um Maul­wurfs­hü­gel. Jeder ein­zel­ne Fund wurde je­doch auch in die­sem Jahr von den Hel­fern kon­trol­liert. Jeder woll­te si­cher­ge­hen, dass man kein Tier über­sah. Denn das geht schnell, wie Haase im Ge­spräch sagt. „Manch­mal stan­den wir nur etwa 20 Zen­ti­me­ter neben dem Kitz, aber es war trotz­dem ohne Droh­ne nicht aus­zu­ma­chen.“ Die teils noch sehr klei­nen Kitze wur­den in Hun­de­trans­port­bo­xen ge­si­chert. Im ver­gan­ge­nen Jahr hatte man noch Wä­sche­kör­be be­nutzt. „Aber die Er­fah­rung zeig­te, dass diese Körbe schnell von den Müt­tern um­ge­sto­ßen wur­den“, so Trump. Das hätte somit nichts ge­bracht. Im Schat­ten der Flä­chen wür­den die Kitze dann so lange ge­si­chert wer­den, bis der Mäh­dre­scher sei­nen Ein­satz be­en­det hat. Dann lässt der Land­wirt die Tiere frei. „Man kann dann sehen, wie nach kur­zer Zeit die Müt­ter wie­der da­zu­sto­ßen“, so das Fazit der Hel­fer.

Fach­män­ni­sche Si­che­rung 

Oft waren die Hel­fer an einem Tag an meh­re­ren Stand­or­ten un­ter­wegs. Manch­mal be­fand sich kein Tier in der Flä­che, zum Teil aber auch gleich meh­re­re. Auch ein Dam­kalb war unter den Tie­ren. Das pass­te dann al­ler­dings nicht mehr in eine Box. Dazu wur­den auch Bo­den­brü­ter fach­män­nisch ge­si­chert. Auch sie konn­ten vor dem Mäh­tod ge­ret­tet wer­den.

Ins­ge­samt zeigt sich He­ge­ring­lei­ter Trump sehr stolz. „Der Dank gilt na­tür­lich den Ban­niers, aber auch allen an­de­ren Hel­fern.“ Es sei ein­fach toll, wie ein­ge­spielt das Team un­ter­wegs sei. Das soll auch in Zu­kunft so blei­ben. In der Jä­ger­schaft Gif­horn rücke die­ser Droh­nen-Ein­satz wei­ter in den Mit­tel­punkt, es soll sogar ein Ob­mann dafür ge­wählt wer­den. Auch da läuft die Ver­net­zung wei­ter.

Jeder weiß genau, was zu tun ist: Die ehrenamtlichen Helfer des Bromer Hegerings bei den Vorbereitungen

Der harte Kern: Thies Flegel (v.l.), Jens-Torben Trump, Georg von Helms, Katrin Jahnkow, Jan Haase und Kay Bannier. Es fehlt Jan-Philipp Bannier. Foto: Bentes 

Um kurz nach 4 Uhr morgens lag noch völlige Stille über den Flächen rund um Brome.

60 Kitze konnten gerettet werden