Raum für das Wild nimmt ab 

Aus­wir­kun­gen der En­er­gie­wen­de Thema bei Gif­horns Jä­ger­schaft / Stre­cken sin­ken vor­erst 

VON BURK­HARD OHSE 

 

We­sen­dorf – „Das Eh­ren­amt seid ihr, alle Jäger“, hat Ma­ri­on Klopp, Vor­sit­zen­de der Jä­ger­schaft Gif­horn jüngst bei der Mit­glie­der­ver­samm­lung im Schüt­zen­haus er­klärt. Nicht nur der Wolf stand auf der Agen­da (das IK be­rich­te­te), auch an­de­re The­men be­weg­ten die Mit­glie­der.

Be­son­ders er­freut sei Klopp auch über die Blä­ser­grup­pen, die im ver­gan­ge­nen Jahr zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen hat­ten. Elf spiel­fä­hi­ge Blä­ser­grup­pen gibt es in den He­ge­rin­gen, dazu die Par­force­horn­blä­ser­grup­pe, ins­ge­samt 200 ak­ti­ve Blä­ser. 14 Teams aus 19 He­ge­rin­gen hat­ten in 2023 mehr als 550 Reh­kit­ze auf 3319 mit Droh­nen ab­ge­such­ten Hekt­ar ge­ret­tet. Droh­nen­ar­beit ist nun eine neue Spar­te der Jä­ger­schaft. Auch die Falk­ne­rei, die seit 2016 im­ma­te­ri­el­les Welt­kul­tur­er­be der UNESCO ist, und sie­ben Aus­bil­dungs­grup­pen für Hunde waren im ver­gan­ge­nen Jahr aktiv.

Ein­zig die Junge Jäger AG hatte auf­grund ge­rin­ger Re­so­nanz „eine schöp­fe­ri­sche Pause“ ein­ge­legt, be­rich­te­te Klopp. Die Jung­jä­ger­aus­bil­dung da­ge­gen ist ein „Selbst­läu­fer“. Bis 2026 sind die Kurse voll be­legt, sagte sie. An dem der­zei­ti­gen Kurs neh­men sechs Frau­en und 26 Män­ner teil. „Gold­gru­ben“ seien die Re­fu­gi­en für Nie­der­wild und Bo­den­brü­ter auf zwei pri­va­ten Flä­chen in Wit­tin­gen und in Masel, die man mit dem BUND be­treut. Dort habe es al­ler­dings zu­letzt Van­da­lis­mus ge­ge­ben.

Kri­tisch äu­ßer­te sich Klopp über wei­ter im Auf­bau be­find­li­che Wind­kraft- und die ge­plan­ten Frei­flä­chen­pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen. Durch die En­er­gie­wen­de gehen Flä­chen auch für das Wild ver­lo­ren, sagte sie. Zudem sei zu­letzt ein See­ad­ler bei der Kol­li­si­on mit einem Rotor bei Ehra ums Leben ge­kom­men (das IK be­rich­te­te). Für den Schieß­stand bei Wes­ter­beck ist eine Über­da­chung des Trapp­stan­des ge­plant.

Stei­gen­de Mit­glie­der­zahl

Die Zahl der Mit­glie­der der Jä­ger­schaft stieg im ver­gan­ge­nen Jahr um 40 auf nun 2066, be­rich­te­te Schatz­meis­ter Ma­nu­el Roth. Eh­run­gen für lang­jäh­ri­ge Mit­glied­schaft wur­den be­reits in den He­ge­ring­ver­samm­lun­gen un­ter­nom­men. Bei die­ser Ver­samm­lung ehrte Klopp Kai Rit­ter (Bar­we­del, mit der LJN-Blä­ser­ver­dienst­na­del in Sil­ber), Joa­chim Lütge (LJN-Ver­dienst­na­del in Bron­ze) und Kreis­jä­ger­meis­ter Kars­ten Lacü (Da­ge­brück, LJN-Ver­dienst­pla­ket­te in Sil­ber) für lang­jäh­ri­ge her­aus­ra­gen­de Ver­diens­te. Eine be­son­de­re Eh­rung kam dem ehe­ma­li­gen Kreis­jä­ger­meis­ter Jür­gen-Hin­rich Kohrs zu­teil, der das Amt von 2001 bis 2019 in­ne­hat­te. Der Kreis­tag hatte am 28. Fe­bru­ar be­schlos­sen, ihn zum Ehren-Kreis­jä­ger­meis­ter zu er­nen­nen.

 

Vorsitzende Marion Klopp und Landrat Tobias Heilmann überreichten Ehren-Kreisjägermeister Jürgen Hinrich Kohrs die Ehrenurkunde.

Geehrt wurden auch Kai Ritter (LJN-Verdienstnadel in Silber), Joachim Lütge (LJN-Verdienstabzeichen in Bronze), Karsten Lacü (LJN-Verdienstabzeichen in Silber).

 

Kreis­jä­ger­meis­ter Lacü er­klär­te beim Stre­cken­be­richt, dass die Stre­cken auf 20-Jah­res­sicht zwar an­stei­gen, auf 10-Jah­res­sicht bei fast allen Tier­ar­ten al­ler­dings leicht sin­ken. Grund hier­für sei der „Mit­jä­ger Wolf“, wie er sagte. Ent­ge­gen der Er­war­tung ist da­ge­gen Schwarz­wild durch die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest nicht dem Nie­der­gang ge­weiht. Die Stre­cke stieg im ver­gan­ge­nen Jahr um rund 20 Pro­zent auf 2181 Tiere.

Al­ler­dings enge die wei­te­re Aus­wei­sung von Bau­ge­bie­ten den Le­bens­raum aller Tier­ar­ten ein. Die Di­gi­ta­li­sie­rung in der Land­kreis­ver­wal­tung schrei­tet wei­ter voran, sagte Land­rat To­bi­as Heil­mann in sei­nem Gruß­wort. Stre­cken­be­rich­te sind nun nur noch di­gi­tal ab­zu­ge­ben. Das al­ler­dings läuft noch nicht gut, weil das Pro­gramm des Lan­des noch un­zu­rei­chend sei.

Auf­grund des Per­so­nal­man­gels gebe es Zeit­ver­zö­ge­run­gen bei der Be­ar­bei­tungs­zeit für Waf­fen­be­sitz­kar­ten. Im­mer­hin, so gab Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te In­grid Pahl­mann be­kannt, habe man einen Kom­pro­miss bei der Droh­nen­ver­ord­nung ge­fun­den. Die die­nen vor allem der Reh­kitz­ret­tung, die damit für die­ses Jahr ge­si­chert ist, wer­den aber auch von man­chen Jä­gern für Treib­jag­den ge­nutzt.

Eben­so wer­den bis­wei­len Wär­me­bild­ka­me­ras und Nacht­sicht­ge­rä­te für die Jagd ge­nutzt. Das ist un­waid­män­nisch, kri­ti­sier­te Pahl­mann. Für das Auf­fin­den von Wild habe man gut aus­ge­bil­de­te Jagd­hun­de. Hel­mut Dam­mann-Tanke, Prä­si­dent des Deut­schen Jagd­ver­bands, stell­te fest, dass die Jagd weib­li­cher werde. „Es ist nicht mehr etwas nur für alte, weiße Män­ner“, er­klär­te er. 27 Pro­zent Frau­en hät­ten die neuen Jahr­gän­ge. Zudem gebe es in Nie­der­sach­sen eine erste Kreis­jä­ger­meis­te­rin.

Mi­cha­el De­gen­hardt, Re­fe­rats­lei­ter für Wald­po­li­tik und Jagd im nie­der­säch­si­schen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, sprach über die an­ste­hen­de Än­de­rung des Jagd­ge­set­zes. Hier werde es aber keine gra­vie­ren­den Än­de­run­gen, son­dern le­dig­lich An­pas­sun­gen im De­tail geben“, kün­dig­te er an. Die Ver­samm­lung wurde mu­si­ka­lisch be­glei­tet von Blä­ser­grup­pen aus Hil­ler­se, Mei­ner­sen und Rade sowie Ein­zel­blä­sern und der Par­force­horn-Blä­ser­grup­pe.

Dienstag, 23. April 2024, Isenhagener Kreisblatt