Gifhorns Jägerschaft drängt auf konkrete Lösungen
VON BURKHARD OHSE
Wesendorf – Eine einhellige Meinung gab es bei der Mitgliederversammlung der Jägerschaft Gifhorn im Wesendorfer Schützenhaus zum Wolf. Je nach Funktion lehnten sich die Redner mehr oder weniger aus dem Fenster. Mit sieben Kollegen will Gifhorns Landrat Tobias Heilmann bei Umweltminister Christian Meyer (Grüne) vorstellig werden, um das Thema anzusprechen.
Das Verwaltungsgericht Oldenburg hatte kürzlich ein Schnellabschussverfahren für einen Wolf gestoppt. „Ich bin gespannt, wie sich das Land nun positionieren wird“, sagte Heilmann. Am 3. Mai soll es einen Herdenschutztag von 11 bis 14 Uhr in Vollbüttel geben, um die Weidetierhalter weiter zu unterstützen. Auch im Bundestag ist der Wolf ein großes Thema, sagte die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann. Die CDU-Fraktion habe sich für eine effektive Regulierung des Wolfbestands ausgesprochen. „Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie die rechtlichen Maßnahmen aufnimmt, die sie schon hat und sich der Realität stellt“, sagte sie.
Ganz so weit weg sei die SPD-Fraktion in Niedersachsen nicht, fügte Landtagsabgeordnete Kirsikka Landsmann an. Die SPD spreche sich für ein „regional differenziertes Bestandsmanagement“ aus. Das Schnellabschlussverfahren sei gut, auch wenn es gerichtlich gestoppt wurde. „Auch im Landkreis steht die SPD an der Seite der Nutztierhalter.“
„Es ist für den einfachen Bürger nicht nachvollziehbar, dass es bei Zielkonflikten mit Wölfen keine Lösung gibt“, sagte Helmut Dammann-Tanke, Präsident der Landesjägerschaft und des Deutschen Jagdverbands. Von mehr als 50 Rudeln in Niedersachsen seien sechs auffällig. Er befürchtete, dass „manche das Recht in die eigene Hand nehmen, weil sie sich im Stich gelassen fühlen“.
Einen Weg zeigte Dammann-Tanke auch auf. Der nach der Berner Konvention von 1979 wie andere Spitzenprädatoren streng geschützte Wolf müsse auf „geschützt“ herabgestuft werden. Das zu ändern sei aber Sache des Europarats, weil es sich um ein völkerrechtliches Abkommen handele. Hierfür müsse die EU eine qualifizierte Mehrheit finden und Deutschland diese in nationales Recht umsetzen. Zuvor müsse man auf Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) Druck ausüben.
Eine Selbstregulierung des Wolfbestands wie in unberührten Naturlandschaften gebe es in der Kulturlandschaft in Deutschland nicht, da Wölfe auf die Nutztiere als Nahrung ausweichen können. Die Jägerschaftvorsitzende Marion Klopp bezeichnete den „großen Wurf“ von Lemke beim Thema Wolfabschuss als „Farce“. Sie appellierte, weiter jede Wolfsichtung zu melden.
Kreisjägermeister Karsten Lacü stellte die rhetorische Frage, was man mit dem Wolf und dem Goldschakal „unserer Naturlandschaft noch antun wolle“. Die ebenfalls eingewanderte Nilgans, die sich breitmache, habe vom ersten Tag an bejagt werden dürfen. Auch mit dem Goldschakal gebe es etwa in Ungarn bereits Probleme.
Dienstag, 16. April 2024, Isenhagener Kreisblatt