Bericht des Kreisjägermeisters zum Jagdjahr 2011/2012

Sehr geehrte Jägerinnen und Jäger,

das Jagdjahr 2011/2012 hat wie in den Vorjahren gezeigt, dass beim Schalenwild hohe Jagdbestände vorhanden sind. Die Wildbestände haben sich gegenüber den Vorjahren nicht verringert. Die durch den Jagdbeirat erhöhten Abschusszahlen sind von den Hegegemeinschaften und Jagdausübungsberechtigten beim Rotwild und in Einzelbereichen beim Dammwild umgesetzt worden. Lediglich im Bereich des Barnbruchs sind die Bestände in den vergangenen Jahren auf ein natürliches Maß zurückgenommen worden. Dies bedeutet, dass die Dammwildstrecke sich gegenüber den Vorjahren verringert hat.

Beim Schwarzwild sind die Abschusszahlen ebenfalls zurückgegangen. Das Schwarzwild ist im vergangenen Jagdjahr sehr unterschiedlich vorgekommen. In einigen Bereichen hat es höhere Abschusszahlen gegeben, in anderen Bereichen hat sich das Schwarzwild in geringerer Anzahl gezeigt. Obwohl intensiv gejagt, hat sich die Schwarzwildstrecke um ca. 20 bis 25 % auf Landkreisebene gegenüber dem Vorjahr verringert. Gemessen an den Zielzahlen einer Wilddichte nach dem Frühjahrsbestand liegen die Schalenwildbestände im Landkreis Gifhorn immer noch zu hoch. In Teilen des Landkreises Gifhorn hat sich der Rotwildbestand erhöht. Hier wurden die Abschusszahlen angepasst. Andere Bereiche zeigen geringere Wildbestände beim Rotwild, was in den Abschusszahlen ebenfalls zu einem verringerten Abschuss geführt hat.

Dies hat im Jagdjahr 2011 zu einer Allgemeinverfügung geführt. Für die Wildart Rotwild und für Teile des Landkreises Gifhorn beim Damwild wurde das Nachtjagdverbot für Kälber und weibliches Wild aufgehoben. Intensive Beratungen mit dem Jagdbeirat und den Vorständen der Hegegemeinschaften sind dieser Entscheidung vorausgegangen. Bei diesen Überlegungen wurde auch in Erwägung gezogen, die Jagdzeit für Rotkahlwild in betroffenen Bereichen auf den 1. August vorzuziehen. Diese Maßnahme hatte bisher keinen Erfolg. Insgesamt ist festzuhalten, dass beim Rotwild die Abschusszahlen das Niveau des Vorjahres erreichen. Erfreulicherweise ist festzustellen, dass insbesondere die Anzahl der vorgezeigten alten Hirsche gestiegen ist. Dies zeigt auch, dass das Rotwild im Landkreis Gifhorn gute Lebensbedingungen hat, wodurch sich insgesamt ein gesunder Wildbestand eingestellt hat.

Das Abschussergebnis von über 500 Stück Rotwild im Jagdjahr 2011/2012 zeigt aber, dass die Rotwildbestände auf sehr hohem Niveau vorhanden sind. Die Jäger sind aufgefordert, die auftretenden Wildschäden zu minimieren und in den Bereichen, wo das Rotwild zu massiv auftritt, intensiv auf Rotwild zu jagen. In diesem Zusammenhang darf ich den Hegegemeinschaften für die geleistete Arbeit danken. Die Darstellung der Rotwildtrophäen auf der erstmalig in Wesendorf durchgeführten Jahreshauptversammlung der Jägerschaft hat einen guten Überblick der Hegemaßnahmen und der jagdlichen Anstrengungen dieser Wildart gezeigt.

In Bezug auf das Rotwild ist ferner zu erwähnen, dass die Jägerschaft im Zuge der Planung der A 39 Wildquerungshilfen gefordert hat. In Verbindung mit dem damaligen Institut für Wildtierforschung wurden prädestinierte Wanderbewegungen des Rotwildes ermittelt und Querungshilfen festgelegt. Es liegt jetzt daran darauf zu achten, dass diese umgesetzt werden.

Beim Damwild gibt es unterschiedliche Bereiche im Landkreis Gifhorn. Während im nördlichen Bereich die Wildbestände beim Damwild, insbesondere im Raum Wahrenholz, nach wie vor sehr hoch sind, hat sich im Barnbruch durch die Anstrengungen der letzten Jahre ein natürlicher für die Forst- und Landwirtschaft vertretbarer Wildbestand eingestellt. Im Bereich Wahrenholz machen mir die hohen Fallwildzahlen, insbesondere bei stärkeren Hirschen, Kopfzerbrechen. Hier müssen Anstrengungen erfolgen, die Ursache zu finden. Ich denke, dass die Jäger aufgefordert sind, die Wildbestände soweit zu reduzieren, dass der Druck in der Brunft aus den Wildbeständen herausgenommen wird.

Beim Schwarzwild zeigen sich starke Unterschiede. Es gibt im Landkreis Gifhorn Bereiche, da werden drastische Rückgangszahlen beim Schwarzwild gemeldet. Gerade beim Schwarzwild zeigt sich, dass es Verlagerungen der Einstände gibt. Die guten landwirtschaftlichen Bestände, bewirkt durch den Anbau von Raps und Mais zeigen, dass das Schwarzwild – insbesondere im Sommerhalbjahr – überwiegend in landwirtschaftlichen Flächen zu finden ist. Der Rückzug in die Waldungen bedeutet, dass die frühen Drückjagden von geringem Erfolg der Abschusszahlen gekennzeichnet sind. Das Wild hat sich erst später in den Waldungen eingestellt, so dass die Jagd im Jahreszeitraum später ausgeführt werden musste. In einzelnen Bereichen des Landkreises sollte das Schwarzwild nach wie vor intensiv bejagt werden, um Schäden – insbesondere in der Landwirtschaft – zu verhindern.

Der Rückgang der Abschusszahlen im Jagdjahr 2011/2012 zum Vorjahr ist aus meiner Sicht nicht beängstigend, denn die augenblicklich mitgeteilten Frischlingszahlen zeigen, dass die Bestände beim Schwarzwild wieder anwachsen. Dies ist nicht nur regional unterschiedlich, sondern insgesamt sind hohe Frischlingszahlen gemeldet, welche aufgrund der günstigen Frühjahrswitterung zurückzuführen sind.

Von besonderer Bedeutung bei der Bewirtschaftung von Schalenwild ist die Mitteilung des erlegten Wildes. Die Hegegemeinschaften haben sich den Aufgaben der Schalenwildbewirtschaftung verschrieben. Sie können nur dann ordnungsgemäß arbeiten, wenn ihnen Abschusszahlen strukturiert nach Wild unverzüglich gemeldet werden.

Im Jahr 2011 wurde im Zuge der Kommunalwahlen der Jagdbeirat neu zusammengesetzt. Verdiente Mitarbeiter des Jagdbeirates, im Besonderen aber auch sind besondere Vertreter des Kreisjägermeisters durch junge dynamische Jäger ersetzt worden. Ich darf mich in diesem Sinne ausdrücklich bei Herrn Jürgen Laue als besonderen Vertreter, Robert Köhler sowie Herrn Riekmann für die Arbeit im Jagdbeirat bedanken. Für die Herren sind Herr Dr. Olfe, Herr Riedel und als besonderer Vertreter Herr Cordes nachgerückt. Die Neubesetzungen des Jagdbeirates haben bereits ihre jagdlichen Qualifikationen gezeigt und die Abschusszahlen im Jahre 2012 intensiv beraten und beschlossen. Der Jagdbeirat hat eine Bereisung des südöstlichen Bereiches vorgenommen. Hier wurde von den Jagdausübungsberechtigten eindrucksvoll gezeigt, dass Flächen des Naturschutzes aufgrund der vorhandenen Ruhe durch Schalenwild besiedelt werden. Die Rotwildbestände in diesen Bereichen haben sich wesentlich erhöht.

Beim Rehwild ist darauf hinzuweisen, dass die Unfallzahlen im Landkreis Gifhorn nach wie vor sehr hoch sind. Jagdausübungsberechtigte teilen Zahlen bis zu 25 % der Rehwildstrecke mit. Hervorzuheben sind Bemühungen der Hegeringe, die über blaue Reflektoren an den Straßenleitpfosten die Unfallzahlen minimieren. Auswertungen dieser Hilfsmittel fehlen noch. In einigen Bereichen wird von positiven Auswirkungen gesprochen. Berichtet wird aber auch, dass sich ein Gewöhnungsprozess einstellt. Genaue Zahlen können hier noch nicht benannt werden, folgen aber in den nächsten Jahren.

Beim Niederwild ist ein stetiger Rückgang zu verzeichnen. Beim Fuchs hat insbesondere die Räude Auswirkungen gezeigt. So ist die Fuchsstrecke um rd. 25 % gegenüber den Vorjahren zurückgegangen ist. Anhand der Wildarten Waschbären und Marderhund ist erkennbar, dass sie sich in den Jagdbezirken des Landkreises Gifhorn ausbreiten. Die Stückzahlen steigen. Erkennbar ist ganz deutlich, dass Fallenjagd im Landkreis Gifhorn nicht mehr stattfindet.

Anzumerken ist ferner, dass im Jagdjahr 2011/2012 fünfundzwanzig Jungjäger von der Jägerschaft ausgebildet und der Jagdbehörde geprüft worden sind. Mit Datum vom 1. Juli 2012 haben wir eine neue Prüfungsordnung. Der zurzeit laufende Kompaktkurs wird bereits nach dieser Prüfungsverordnung geprüft. Neu hinzugekommen ist die Prüfung beim Schießen auf den laufenden Keiler und die Möglichkeit Prüfungselemente zu wiederholen. Das Schießen auf den Kipphasen ist nur noch mit Auflagen erlaubt. Die Jägerprüfung wird sich aber nicht wesentlich verändern. Die Prüfungskommission des Landkreises Gifhorn wird die neue Prüfungsverordnung umsetzen.

Anmerken möchte ich, dass im Landkreis Gifhorn zu viele Jagdvergehen stattfinden. Es ist nicht allein das Füttern von Wild, es ist auch die unsachgemäße Klärung von Anschüssen. Die hohe Anzahl von gefundenen Hirschen mit Verletzungen, die eindeutig als Schussverletzungen erkannt werden, bereitet mir große Sorge.

Hieraus erlaube ich mir die Bitte, dass Jagdausübungsberechtigte mehr miteinander als übereinander reden, dass sie sich über erlegte Hirsche freuen als neiden und ich denke, dass damit die waidgerechte Jagd weiterhin Freude machen soll.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für das kommende Jagdjahr einen guten Anblick, Gesundheit und ein kräftiges Waidmannsheil

 

Jürgen-Hinrich Kohrs

Kreisjägermeister